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Tirols Grünen-Chef Mair und manche Epidemiologen fordern einen "Impf-Schutzschirm" gegen die Verbreitung von B.1.351. Noch aber will Gesundheitsminister Anschober den Impfplan nicht neu schreiben, sondern Studien zur Wirksamkeit bei Mutationen abwarten.
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Wien. Der Epidemiologe der Donau-Uni in Krems, Gerald Gartlehner, ergänzte die Schutzmaßnahmen gegen die Verbreitung von B.1.351 um einen interessanten Vorschlag. Und zwar: Tirol "prioritär zu impfen, mit einem Impfstoff, der auch gegen die südafrikanische Variante wirkt", sagte Gartlehner im Ö1-Interview.
Genau diesen Vorschlag griff der Tiroler Grünen-Klubobmann Gebhard Mair auf: Er forderte einen "Impf-Schutzschirm", der über die betroffenen Gebiete wie den Bezirk Schwaz aufgespannt werden solle. "Es braucht flächendeckenden Schutz innerhalb Tirols vor der Mutation und wirksamen Schutz nach außen", sagte Mair. Dafür müssten jetzt Pläne vorbereitet werden, um im Falle des Falles die Bevölkerung rasch durchzuimpfen. Ein solcher Schutzschirm sei im "nationalen Interesse" und geht davon aus, dass auch andere Bundesländer dafür Verständnis zeigen würden: "Expertinnen und Experten sind sich einig, dass sich der weitere Pandemieverlauf von ganz Österreich in Tirol entscheidet. Dementsprechend sollten wir vorhandenen Impfstoff dort zum Einsatz bringen, wo er für die Pandemiebekämpfung gerade am notwendigsten ist."
Kein neuer Impfplan
Ein solches Neuschreiben des Impfplans sei eine "politische Frage, die sicher auch eine gute Kommunikation voraussetzt. Am Ende des Tages sitzen wir alle im selben Boot, wenn sich die südafrikanische Variante ausbreitet und AstraZeneca nicht gut wirkt, haben wir ein Problem in Österreich", sagt der Epidemiologe Gartlehner auf Anfrage der "Wiener Zeitung". Es gehe darum, "zumindest lokal Herdenimmunität zu erreichen". Das Ziel seien folglich 60 bis 70 Prozent durchgeimpfte Erwachsene in den betroffenen Regionen, im Bezirk Schwaz würde das bei insgesamt knapp 84.000 dort lebenden, wohl rund 45.000 Menschen entsprechen. Und das möglichst rasch, denn "Zeit ist der wichtigste Faktor, was eine Verhinderung der Ausbreitung betrifft". Im Moment sind allerdings erst 19.400 Tiroler insgesamt geimpft, davon 8.650 zum zweiten Mal.
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) erteilte einem Umschreiben des Impfplans nach dem Ministerrat eine Absage - allerdings eine vorläufige, bis Studien zur Wirksamkeit der Impfstoffe auch bei der südafrikanischen Variante vorliegen. Bis dahin setzt er auf Testen und keine Ausreise aus Tirol ohne Test. "Impfen alleine ohne die anderen Maßnahmen ist sicherlich zu wenig, um die Ausbreitung zu verhindern", sagt auch Gartlehner. Von einer lokalen Quarantäne, die dem Epidemiologen nach wie vor sinnvoll erscheint, ist allerdings im Moment auch keine Rede.
Sechs Millionen Impfdosen
Die Regierung beschloss zudem die Beschaffung von sechs Millionen zusätzlichen Impfstoffdosen um 73 Millionen Euro aus dem EU-Kontingent, das die Staaten zusätzlich abrufen können. 4,7 Millionen kommen von Moderna bis zum Ende des zweiten Quartal, der Rest von Valneva dürfte erst Ende 2021 lieferbar sein. Insgesamt sind damit 30,5 Millionen Impfstoffdosen für Österreich bestellt. Geimpft wurden bisher 350.000 Menschen, 100.000 auch das zweite Mal. Ziel sind bis Ostern Anfang April eine Million Geimpfte.