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Impfgegner überzeugen

Von Thomas Seifert

Leitartikel

Damit das Virus verschwindet, muss die Impfrate steigen.


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Zuerst gab es nicht genug Impfstoff, schon bald könnte es nicht mehr genug Impfwillige geben. Mehr als 56 Prozent der impfbaren Bevölkerung (ab zwölf Jahren) haben einen vollständigen Corona-Impfschutz, 67 Prozent haben zumindest eine Impfdosis erhalten. Damit das Sars-CoV-2-Virus im Zaum gehalten werden kann, müssen möglichst alle geimpft werden, der Molekularbiologe Ulrich Elling forderte vor zwei Wochen in der "Wiener Zeitung" sogar eine Impfpflicht - die freilich bei Impfgegnern auf heftigen Widerstand stoßen würde.

Also muss man auf die Kraft des Arguments setzen. Vor allem drei Personengruppen gilt es zu überzeugen.

Die erste Gruppe: Menschen, die das Virus für halb so schlimm und eine Impfung dagegen daher für nicht notwendig erachten.

Die zweite Gruppe: Menschen, die sich kerngesund fühlen, sich ausgewogen ernähren, Sport und Yoga betreiben und sich im Vollbesitz eines robusten Immunsystems wähnen. Sie glauben, das Virus könne ihnen nichts anhaben. Vorbehalte gegen die "Schulmedizin" und ein Faible für "Alternativmedizin" gibt es in dieser Gruppe der Impfskeptiker ebenfalls. Der mRNA-Impfung misstrauen sie - wenn schon impfen, dann lieber mit einem Totimpfstoff, selbst Vektorimpfstoffe wie jener von AstraZeneca sind dieser Personengruppe suspekt.

Und die dritte Personengruppe? Diese Menschen sind empfänglich für Verschwörungstheorien, sie misstrauen dem Staat und der Pharmaindustrie.

Angehörige der Gruppe eins - nennen wir sie die ignoranten Gleichgültigen - lassen sich mit den richtigen Anreizen durchaus überreden, impfen zu gehen.

Bei Menschen der Personengruppe zwei - die ichbezogenen New-Age-Impfskeptiker - könnte ein Appell, nicht nur an sich selbst, sondern auch an Angehörige von Risikogruppen zu denken, verfangen. Aufrufe zu Solidarität und Zusammenhalt finden dort eher offene Ohren als der Hinweis, dass man mit einer Impfung in fast allen Fällen einen schweren Krankheitsverlauf verhindern kann. Wenn man dann auch erklären kann, dass mRNA-Impfstoffe nicht in die Erbsubstanz eingreifen, bringt das in der Diskussion Bonuspunkte.

Bleibt die Personengruppe drei: die verschwörungstheoretischen Staatsskeptiker. Das sind jene, die den Corona-Schwurblerdemos nahestehen und hinter Corona eine Weltverschwörung vermuten. Eine fruchtbringende Diskussion mit Personen dieser Gruppe ist so gut wie unmöglich.

Aber gerade weil es militante Impfgegner gibt, sollten jene, die es sich vorstellen können, impfen zu gehen, sich das Vakzin holen - denn nur mit einer hohen Durchimpfungsrate kann das Virus bezwungen werden.