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Konjunktur hat sich im zweiten Quartal leicht erholt.
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Wien. Ein Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent im zweiten Quartal 2013 - verglichen mit dem ersten Quartal - ist mehr als erwartet. Das dient der Beruhigung, ist aber noch kein Grund zum Jubeln. Denn das erste Halbjahr bleibt wegen des schwachen ersten Quartals immer noch ganz knapp im Minus.
Damit bewegt sich Österreich ähnlich wie Deutschland, da und dort ist die leichte Erholung von Exporten getragen. Obwohl Deutschland der wichtigste Handelspartner ist, ist unser Nachbar diesmal keineswegs der Exportmotor Nummer eins, wie zu vermuten wäre. Marcus Scheiblecker, Konjunkturexperte im Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo), meint nach einem Blick in die aktuelle Exportstatistik: "Die stärksten Impulse kommen aus Nordamerika und aus dem Nahen Osten, während die Exporte nach Deutschland sogar zurückgegangen sind." Die USA rechnen heuer mit einem relativ robusten Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent und waren vergangenes Jahr mit fast 7 Milliarden Euro Österreichs drittgrößter Exportmarkt.
Trotzdem halten sich Österreichs Unternehmer bei den Investitionen mit minus einem Prozent immer noch stark zurück. Für die leichte Exportbelebung reichen offenbar die vorhandenen Kapazitäten, und der Blick in die Zukunft ist immer noch skeptisch. Ebenso zurückhaltend sind die Österreicher beim Geldausgeben: Der private Konsum - am Höhepunkt der Wirtschaftskrise noch eine gewisse Konjunkturstütze - stagniert. Das alles reicht jedoch nicht für einen Abbau der Arbeitslosigkeit. Sie bleibt hoch und wird, so Scheiblecker, bis weit ins Jahr 2014 weiter steigen.
Gleichwohl macht ein Blick über die Grenzen gewisse Hoffnung, denn die leichte Erholung lässt in Deutschland auf ein Wachstum von einem Prozent im heurigen Jahr hoffen. "Deutschland zieht die Eurozone aus der Rezession", sagen optimistische Ökonomen. Frankreich, zweitgrößte Volkswirtschaft in der EU, erholt sich mit 0,5 Prozent im zweiten Quartal stärker als erwartet. Selbst Italien, Österreichs zweitwichtigster Exportmarkt, hat ein Ende der Rezession vor Augen. Berlusconis Umtriebe nach seiner Verurteilung könnten allerdings die politische Stabilität und damit die weitere Erholung in Frage stellen. Selbst Krisenländer wie Griechenland, Spanien oder Portugal sehen nicht mehr ganz so schwarz, wenn auch erst von einer Milderung der Rezession die Rede ist und noch nicht von Wachstum.
Wifo-Experte Scheiblecker ist trotzdem vorsichtig: "Für das Gesamtjahr 2013 sehen wir noch keinen Grund, die Prognose von rund einem halben Prozent Wachstum zu verändern", sagt er. Die Herbstprognose der Wirtschaftsforscher ist vorsichtshalber auf die Zeit nach der Wahl auf Anfang Oktober verschoben worden.