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638 der rund 2.300 Postämter will die Österreichische Post AG bis Mitte des Jahres geschlossen haben. Bei dieser Zahl solle es aus heutiger Sicht bleiben, sagte Post-Vorstand Josef Halbmayr gestern in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Erich Lemler, Obmann der Bundessparte Handel in der WKÖ.
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In 245 österreichischen Gemeinden bietet die Post Alternativen für das geschlossene Amt: Bis zum Sommer sollen 160 Post-Partner aktiv sein. Derzeit bieten 47 Nahversorger, vor allem Lebensmittelhändler, aber auch Drogerien, Tourismusverbände, Tankstellen, Trafiken, Apotheken und sogar ein Farbenhändler und eine Kfz-Werkstatt, im Rahmen einer Post-Partnerschaft Leistungen der Post an. Das erste Post-Partner-Projekt wurde genau vor einem Jahr mit einem Adeg-Kaufmann in Stein an der Enns in der Dachstein/Tauern-Region gestartet.
Weitere 60 Gemeinden werden eine Post-Servicestelle mit eingeschränktem Angebot erhalten, die im Gemeindeamt angesiedelt sein wird, und in "besonders strukurschwachen Gebieten", so Halbmayr, werden insgesamt rund 25 Hinterlegungsstellen eingerichtet. In Gebieten wie diesen hätte sich die Einrichtung einer Post-Partnerschaft für den Nahversorger aufgrund der niedrigen Kundenfrequenz nicht gerechnet, betont Halbmayr. Dabei liegt die Zahl der Handelstreibenden, die Interesse an einer Post-Partnerschaft bekundet haben, laut WKÖ-Obmann Lemler bei 2.480 Betrieben.
Dass sich die Kooperation für die bereits bestehenden Post-Partner erfolgreich entwickelt hat, geht aus einer Befragung der Mitgliedsbetriebe hervor: Demnach sei die Kundenfrequenz um 10%, die Umsätze um 5 bis 10% gestiegen. Die Kunden schätzten, dass sie Post- und P.S.K.-Dienstleistungen zu erweiterten Öffnungszeiten abwickeln könnten, so Halbmayr. Über die Ausdehnung der Öffnungszeiten der bestehenden Postämter in die Abendstunden oder an Samstagen werde bereits nachgedacht. Die Kosten für die Postämterzusammenlegungen schätzt der Post-Vorstand auf insgesamt 5 Mill. Euro, die zur Gänze heuer anfallen. Dazu zählen auch jeweils 9.450 Euro pro Post-Partner, das sind 60% der anfallenden Startinvestitionen. Die übrigen 40% tragen die Länder bzw. Gemeinden.
Da die Post verpflichtet ist, bei der Schließung der Postämter im Einvernehmen mit den Gemeinden vorzugehen, wurde eine Kontrollkommission eingerichtet, die die Einwände aus den Gemeinden bearbeitet. Bislang sind dort 320 Protestschreiben aus 260 Gemeinden eingelangt. 157 sind laut Halbmayr "bereits erledigt", in 20 Gemeinden wird derzeit nachverhandelt, der Rest werde noch bearbeitet.