25 Jahre Jewish Welcome Service. | Leon Zelman zeigt seine neue Heimat. | Die Begeisterung bei Leon Zelman ist ungebrochen. Seit 25 Jahren bringt er als Leiter des Jewish Welcome Service (JWS) Menschen nach Wien, die von den Nazis aus ihrer Heimatstadt vertrieben wurden. Am Sonntag bedankt sich die Stadt mit einem Festakt bei Zelman.
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Rund 4000 gebürtige Wiener Juden sind auf Einladung des JWS bisher nach Wien gereist, erzählt Zelman der "Wiener Zeitung". Angefangen hat alles mit dem kürzlich verstorbenen Bürgermeister Leopold Gratz und dem 1981 von palästinensischen Terroristen ermordeten Stadtrat Heinz Nittel. Gemeinsam mit Nittel habe er begonnen, Briefe jüdischer Vertriebener zu beantworten, so Zelman. Und mit Gratz habe er bei einem gemeinsamen Besuch in den USA die Idee geboren, Menschen nach Wien einzuladen.
Die Stadt Wien ist nach wie vor der wichtigste Geldgeber für Zelmans Aktivitäten. Der Bund hingegen ist nach der Wende zu Schwarz-Blau als Financier abgesprungen. Seither ist die Bedeutung von Sponsoren aus der Wirtschaft gestiegen, darunter vor allem die BA-CA, die Bawag PSK und Siemens Österreich.
Die Jugend gewinnen
Leon Zelman wurde 1928 im schlesischen Stetl Szczkociny geboren. Die Nazis brachten seine Familie um, er selbst überlebte mehrere Konzentrationslager und wurde 1945 von den Amerikanern in Ebensee (Oberösterreich) befreit. Österreich und Wien sind ihm in den Jahren und Jahrzehnten danach Heimat geworden. Diese Heimat, das "neue Österreich", will er den Vertriebenen zeigen. Genauso am Herzen liegt ihm die Jugend. Diese müsse verstehen, wie es zu den Nazi-Gräueln kommen konnte. "Es hat nicht mit Auschwitz begonnen", sagt er. Dort und in Stalingrad sei es zu spät gewesen. Der Anfang sei viel früher gewesen, etwa dann, wenn Kinder anderen den Ball oder das Fahrrad weggenommen haben: "Ich möchte der Jugend verdolmetschen, dass das kein Sieg war."
Als Ort der Begegnung für die Jugend hätte er sich auch das Palais Epstein gewünscht. In den aufwändig restaurierten Prachtbau an der Wiener Ringstraße ist im Vorjahr das Parlament eingezogen. Er selbst hätte das Palais nie so schön sanieren können, räumt Zelman ein. Aber bei der Nutzung würde er sich mehr Außenwirkung wünschen: "Es lebt nicht."
25 Jahre Jewish Welcome Service feiert Zelman mit 600 Gästen am Sonntag im Wiener Rathaus. Eingeladen hat er auch die Botschafter aller Länder, die während der NS-Zeit Juden aus Österreich aufgenommen haben. Als Gratulanten angesagt haben sich Bundespräsident Heinz Fischer und der Wiener Bürgermeister Michael Häupl.
Ebenfalls kommen werden rund 80 ehemalige Österreicher, die derzeit auf Einladung des JWS in Wien sind. "Wenn ich die Leute begrüße, habe ich das Gefühl, ich begrüße einen Teil meiner Familie", sagt Zelman über seine Gäste.
Auszeichnung für den General