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"Reden, reden, reden", mit diesem Rezept will Wiens Bürgermeister der Herausforderung EU-Erweiterung begegnen. "Dabei müssten natürlich sowohl die Risiken als auch die Chancen diskutiert werden." In welcher konkreten Gestalt sich die vielbeschworenen Risiken und Chancen zeigen werden, ließ er allerdings nur bedingt durchblicken. "In den ersten acht Jahren müssen wir mit rund 150.000 Zuwanderern rechnen." Häupl sieht die Lage optimistisch: Die Chancen werden überwiegen.
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"Wir müssen über die offenen Fragen permanent diskutieren", betont der Erweiterungsbeauftragte Erhard Busek anlässlich seiner zweiten Wien-Tour. Diese nutzte er, um im Rathaus mit Stadtregierung, Gemeinderäten, Spitzenbeamten sowie Verwaltern der Fonds über die Herausforderungen für die Ostregion zu sprechen. Die heiße Kartoffel "Freizügigkeit der Arbeitsmärkte" ist für Busek - wie viele andere Fragen auch - nicht einseitig abhandelbar. Einerseits "müssen wir genau schauen, wer wirklich zu uns kommt". Andererseits "stellt sich die Frage, ob wir nicht auch Arbeitskräfte brauchen".
Natürlich dürfen die Sorgen von bestimmten Gruppen wie Bauarbeitern oder Bauern nicht negiert werden, "aber auch die portugiesischen Bauarbeiter haben uns nicht überschwemmt", so Häupl. Doch der Bürgermeister kann auch Prognosen, wonach innerhalb der ersten acht Jahre rund 150.000 Arbeitswillige nach Österreich auswandern, nicht komplett vom Tisch wischen. Das Positive dabei: Wir bräuchten Arbeitskräfte aus dem Osten, auch für die Sicherung der Pensionsbeiträge, so Häupl. Nicht nur Unkenrufe aus anderen Parteien werden kritisiert, auch die eigenen Parteigenossen bekommen von Häupl ihr Fett ab: "Der Standpunkt der AK, dass die Beitrittsländer mindestens 80 Prozent des heimischen Lohnniveaus erreichen müssen, ist nicht sehr realistisch". An diese Latte reichen manch österreichische Regionen nicht heran. "Außerdem sind relative Lohnunterschiede wichtig für die wirtschaftliche Stabilisierung der Nachbarländer".