Die Gewerkschaften warten auf das Vorlegen von fairen Gegenangeboten. Metaller und Eisenbahner trommeln kommende Woche die Betriebsräte zusammen.
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Rund 450 Kollektivverträge verhandeln die Gewerkschaften in Österreich jährlich. Die Lohnerhöhungen, auf die man sich mit den Arbeitgebern einigt, sollen die Kaufkraft der arbeitenden Bevölkerung sichern. Wenig verwunderlich ist es daher, dass die Forderungen heuer besonders hoch ausfallen. Die Metaller wollen neben 10,6 Prozent mehr Lohn und Gehalt sowie deutliche Anhebung der Lehrlingseinkommen. Da die erste Verhandlungsrunde ergebnislos verlief, finden von 12. bis 14. Oktober Betriebsrätekonferenzen für die gesamte Metallindustrie in allen Bundesländern statt. Die Gewerkschaften ProGe und GPA wollen in den Verhandlungen "das Tempo erhöhen."
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Abstimmung über Beschluss von Kampfmaßnahmen
Schon am kommenden Montag trommelt die Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft Vida die Betriebsrätinnen und Betriebsräte der Unternehmen in der Eisenbahnbranche in Wien zusammen. Auch hier spießen sich die Verhandlungen, weshalb auch über den Beschluss "gewerkschaftlicher Kampfmaßnahmen" abgestimmt werden soll. Zuletzt gab es im November 2018 einen zweistündigen Warnstreik der Eisenbahner.
Die Gewerkschaft Vida, angeführt von Roman Hebenstreit, Konzernbetriebsratsvorsitzender der ÖBB, fordert für die 50.000 Beschäftigten in der Eisenbahnbranche eine Anhebung der KV- und Ist-Löhne um brutto 500 Euro im Monat, die Abgeltung der gestiegenen Produktivität sowie die Einführung eines Bruttomindestlohns von 2.000 Euro im Monat. Weitere Forderungen betreffen eine Zulagenerhöhung in Höhe der rollierenden Inflation und 250 Euro monatlich mehr für Lehrlinge.
Die Verhandlungen mit dem Fachverband Schienenbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) sind derzeit unterbrochen. "Es gab kein echtes Gegenangebot der Arbeitgeberseite zu den Gewerkschaftsforderungen", hieß von der Vida nach der ergebnislosen zweiten Gesprächsrunde. Im vergangenen Jahr haben die Eisenbahner (rückwirkend ab 1. November) 3,7 Prozent Lohnerhöhung erhalten.
Friseure fordern "massive Abgeltung der Inflation"
Ebenfalls am Montag starten vorgezogene Kollektivvertragsverhandlungen für die Friseure und Friseurinnen. "Spätestens dann, wenn 2023 laufende Rechnungen für Gas und Strom ins Haus flattern, werden viele Kolleginnen und Kollegen mit Existenzängsten konfrontiert sein. Diese Existenzängste können nur mit nachhaltigen Lohnerhöhungen und einer massiven Abgeltung der Teuerung abgewendet werden", sagt Christine Heitzinger, Vorsitzende des Vida-Fachbereichs Dienstleistungen. Durch die Corona-Lockdowns seien die Beschäftigten mit hohen Einkommensverlusten konfrontiert gewesen und dürften mit ihren Sorgen und Nöten jetzt nicht wieder allein gelassen werden, so die Gewerkschafterin. Sie hofft auf konstruktive Gespräche mit den Arbeitgebervertretern.
Sparen trotz Arbeitenin Vollzeit
Auch den Mindestlohn will sie in den Verhandlungen aufs Tapet bringen. Dieser beträgt in der Branche derzeit rund 1.600 Euro brutto. Heitzinger: "Es kann nicht sein, dass man Vollzeit arbeitet und dennoch so wenig verdient, dass man ständig sparen muss." Friseure und Friseurinnen haben zuletzt (mit 1. April) eine Lohnerhöhung um 3,5 Prozent erhalten. Der Einstiegslohn mit abgeschlossener Lehre liegt somit bei 1.605 Euro brutto. Lehrlinge bekommen im vierten Lehrjahr 1.020 Euro. Laut Wirtschaftskammer zählt die Branche rund 17.000 Beschäftigte (inkl. geringfügig Beschäftigte).
Am 18. Oktober beginnt das Feilschen um höhere Gehälter für die rund 415.000 Angestellten und 15.000 Lehrlinge im Handel. Im Vorjahr wurde ein Plus von 2,55 Prozent erreicht. Das Einstiegsgehalt wurde auf 1.800 Euro brutto angehoben. Der Österreichische Gewerkschaftsbund ÖGB) will einen Mindestlohn von 2.000 Euro durchzusetzen.(ede)