Finanzkrise macht Pensionskassen das Leben schwer. | Heimische Öpag beklagt "politisch motivierte" Angriffe. | Utrecht.Kaum eine andere Branche steht derart unter Beschuss wie jene der Pensionskassen. Schon vor Ausbruch der internationalen Finanzkrise mussten manche österreichische Kassen die von ihnen verwalteten Firmenpensionen kürzen, weil der Veranlagungserfolg niedriger ausgefallen war als erhofft. Angesichts der ins Trudeln geratenen Kapitalmärkte droht zahlreichen Pensionisten nun weiteres Ungemach.
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Die jüngste Kritik von SPÖ und Arbeiterkammer an den heimischen Pensionskassen beziehungsweise am System der kapitalmarktabhängigen Pensionen will der Chef der Öpag-Pensionskasse, Johannes Ziegelbecker, dennoch nicht gelten lassen. Hier sei - im Vorfeld der Nationalratswahlen - vieles "politisch motiviert" gewesen, erklärte er am Rande einer Journalistenveranstaltung im niederländischen Utrecht. Die jetzige Marktsituation ändere nichts an der Sinnhaftigkeit des Pensionskassensystems, da dieses längerfristig ausgerichtet sei.
Tatsächlich stand dem langjährigen Durchschnittsveranlagungserfolg der Branche von 6,8 Prozent pro Jahr heuer Ende Juni ein Minus von 4,95 Prozent gegenüber. Darüber hinaus ist die sogenannte Schwankungsrückstellung, die die Kassen in guten Jahren anlegen, um in schlechten die Pensionshöhe halten zu können, seit Ende 2006 von 5 auf 2 Prozent des Anlagevermögens gesunken. Damit ist es kaum noch möglich, ein schwaches Anlageergebnis auszugleichen.
Bessere Analysen
Anders ist die Situation im europäischen Vorreiterland, was kapitalmarktabhängige Betriebspensionen angeht - den Niederlanden: Anstatt über Pensionskürzungen macht sich Peter Borgdorff, Chef des zweitgrößten Pensionsfonds des Landes, derzeit höchstens Gedanken darüber, ob sich im kommenden Jahr eine volle Inflationsanpassung ausgehen wird oder nicht. Dabei veranlagen auch die niederländischen Kassen heuer deutlich negativ.
Allerdings haben sie in den gut fünfzig Jahren ihres Bestehens deutliche höhere Reserven aufgebaut, als ihre - Anfang der 90er-Jahre gegründeten - österreichischen Pendants. Insgesamt verwalten die Pensionsfonds in den Niederlanden rund 700 Mrd. Euro. Die heimischen Kassen kommen lediglich auf 13 Mrd. Euro.
Die zur Raiffeisengruppe gehörende Öpag setzt indes verstärkt auf eine genaue Analyse der zukünftigen Altersentwicklung der von ihr betreuten Klientel. Dies soll helfen, die Veranlagungsstrategie optimal auszurichten, und die Entscheidung erleichtern, wie viel Geld in Pensionserhöhungen oder in die Schwankungsrückstellung fließt.
Ziegelbecker, der im Oktober von der Öpag an die Spitze der Bundespensionskasse wechselt, wünscht sich mittelfristig eine kollektivvertragliche Verankerung der Pensionskassen, wie es sie etwa in den Niederlanden gibt. Derzeit müssen entsprechende Vereinbarungen auf Betriebsebene zwischen Arbeitgebern- und Arbeitnehmer ausgehandelt werden.