Der Bauträger, das Petruswerk, ist nicht zum ersten Mal in den Schlagzeilen.
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Puch. So beschaulich wie derzeit war es in der Urstein-Au südlich der Stadt Salzburg schon länger nicht mehr. Es war wider Erwarten ein ruhiger Sommer. Denn eigentlich soll hier - auf der größten Baustelle des Bundeslandes Salzburg - der Wissenspark Salzburg-Urstein entstehen. Seit etwa drei Monaten stehen die Bauarbeiten jedoch still. In dem ehemaligen Landschaftsschutzgebiet wurde bisher lediglich das vielleicht trostloseste Stück Beton im ganzen Land errichtet. Wann und ob es weitergeht, ist ungewiss. Eine entsprechende Anfrage an den Bauträger, das Petruswerk Österreich, blieb unbeantwortet.
Glaubt man aktuellen Medienberichten, sind allerdings Zweifel angebracht. Das Unternehmen soll in Finanzierungsnöten stecken. Selbst Petruswerk-Österreich-Chef Douglas Fernando gibt in den "Salzburger Nachrichten" zu, keine Banken zur Finanzierung gefunden zu haben. Sein Unternehmen habe bereits 25 Millionen Euro investiert. "Österreichische Banken wollen 180 Prozent Sicherheit. Das verstehe ich nicht. Es ist ein sehr gutes, wunderbares Projekt", zitiert ihn die Zeitung. Das nötige Geld - das Gesamtprojekt ist mit rund 120 Millionen Euro veranschlagt - will Fernando nun in den USA und Asien auftreiben.
Projekt zieht sich
Der Baustopp ist eine weitere Verzögerung in einem Projekt, das sich bereits seit mehr als zehn Jahren hinzieht und Anfang 2014 mit dem Einzug der ersten Firmen eigentlich sein Ende finden sollte. Mittlerweile ist auch der Bürgermeister der Gemeinde Puch, Helmut Klose (ÖVP), auf deren Gebiet der Wissenspark entstehen soll, nicht mehr überzeugt, dass es zeitgerecht fertig wird, wie er im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" sagt. Dabei sollte das Areal schon in Betrieb sein. Bei der Präsentation 2008 wurde von einer Fertigstellung im Jahr 2011 ausgegangen. Da gab es im November aber erst den Spatenstich. Beim Festakt feierten auch die Spitzen der Landesregierung, Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ) und ihr Stellvertreter Wilfried Haslauer (ÖVP) mit. Der ehemalige Direktor der Salzburger Wirtschaftskammer, Wolfgang Gmachl, gilt als geistiger Vater des Projekts und ist mit einer Firma daran beteiligt.
Die geplante Ansiedlung internationaler Unternehmen erwies sich aber offenbar als schwierig. In unmittelbarer Nähe zur Fachhochschule Salzburg sollte ein Technologiepark entstehen. Bisher haben aber lediglich lokale Unternehmen wie die Emco-Privatklinik ihre Übersiedlung zugesagt, einige davon sollen angesichts der Verzögerungen schon wieder abgesprungen sein. Auch ein geplantes Hotel ist eng mit den Projektbetreibern verbunden, soll vom Petruswerk gebaut und von einer Tochterfirma betrieben werden.
Es mangelt an Interessenten
Aktuell steht das Projekt aber auch sinnbildlich für ein Scheitern der Salzburger Raumordnungspolitik. Denn die Umwidmung von (wertlosem) Grünland in (wertvolles) Bauland im Landschaftsschutzgebiet wurde vorwiegend damit argumentiert, dass in der Stadt die entsprechenden Flächen fehlen würden. Dass es nun offenbar nur wenige Interessenten gibt, wirft ein schlechtes Licht auf die Umwidmung.
Zumal das Areal schon vor gut zehn Jahren bei der Umwidmung von Grünland in Bauland für Wirbel gesorgt hat. Für die FH und den Technologiepark sowie ein nahegelegenes Gewerbegebiet, für das ebenfalls Landschaftsschutzgebiet geopfert wurde, wurde eigens der Autobahnanschluss Puch-Urstein errichtet. Ob und wann man über diesen den Wissenspark erreicht, lässt sich aktuell nicht seriös beurteilen.
Probleme in Linz und Graz
Der Projektbetreiber ist jedenfalls nicht zum ersten Mal in den Schlagzeilen. Die deutsche Schwestergesellschaft des Petruswerks gehörte einst der Berliner Diözese und wurde 2003 in wirtschaftlichen Problemen von einem Konsortium übernommen, dem auch der heutige Vorstand Douglas Fernando angehörte.
Der 56-jährige Fernando stammt aus Sri Lanka und ist Theologe und Geschäftsmann. Er sieht sein Wirken nicht bloß wirtschaftlich, sondern auch missionarisch. Mit den deutschen und österreichischen Orden der unbeschuhten Karmeliten errichtete er die "Karmel Missionsstiftung - Dr. Fernando", die laut Homepage "sozial und wirtschaftlich benachteiligten Menschen in aller Welt" hilft. Die Stiftung hält 40 Prozent am Petruswerk-Mutterkonzern Avila-Gruppe, der Rest gehört Fernando selbst.
In Österreich trat das Petruswerk erstmals in Linz in Erscheinung, wo eine Tochterfirma das Wohnprojekt Donaupromenade im Winterhafen entwickelte.
In Graz wollte Fernando die Reininghaus-Gründe übernehmen, noch bevor die Stadt in einer Volksbefragung über einen Ankauf abstimmen ließ. Er scheiterte aber. "Die Vereinbarungen mit dem Petruswerk waren das Papier nicht wert, auf das sie geschrieben wurden", sagte damals Ernst Scholdan, Vorstand der verkaufenden Gruppe, in der "Kleinen Zeitung". Und auch in Oberösterreich hat das Petruswerk Probleme. Die Strabag hat die taumelnde Petruswerk-Tochter Aktivbau übernommen, schreiben die "Oberösterreichischen Nachrichten". Fernando verweist als Grund für die Probleme auf defizitäre Projekte in Salzburg.