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Es ist noch gar nicht so lange her, da hat man über sie gelacht wie über verkorkste Sonderlinge. Jene Studienkollegen, die sich weigerten, eine Bankomatkarte zu haben. Oder die eine oder andere Kollegin, die ihren Computer nur als Schreibmaschine nutzte und nur punktuell mit dem Internet verband. Noch immer belächeln wir Freunde, die analog anmutende Mobiltelefone mit sich herumtragen - ohne Apps, ohne Kamera - , die nichts können außer telefonieren. Sie gelten uns als fossile Fortschrittsverweigerer, als prähistorische Technikmuffel, als leicht paranoide Ewiggestrige. Von dem einen lustigen Onkel ganz zu schweigen, der nachts immer das W-Lan aussteckt.
Analysen von großen Datenmengen haben wohl die US-Wahl entschieden, kursiert derzeit in den Medien. Über psychologische Profile, die sich aus der digitalen Spur speisen, die wir immer und überall hinterlassen. Wir wissen, dass Mobiltelefone nicht nur Daten vernetzen, sondern uns via Audiotracking quasi belauschen können. Auf Facebook bekommen wir Menschen als Freunde vorgeschlagen, nur weil sie uns angerufen haben. Und da beschleicht uns plötzlich der Gedanke, dass wir auch wieder öfter bar zahlen sollten, Menschen in Echtzeit treffen und das Handy über Nacht ausschalten könnten.
Es ist der späte Triumph der vermeintlichen Sonderlinge, die sich jedoch als wahre Propheten erweisen. Doch es ist ein beängstigender, ein fahler Triumph, über den sie selbst wohl auch nicht die geringste Freude empfinden.
Und wir? Wir lassen uns von der perfekt vorgegaukelten Bequemlichkeit zurück in die digitale Falle spülen.