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Prominente Wissenschafter starteten Petition zur Förderung der Forschung.
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Wien. Prominente Wissenschafter unterstützen eine Petition zur Förderung von Wissenschaft und Forschung. Sie stellen sich damit hinter Ressortchef Reinhold Mitterlehner, der 1,6 Milliarden Euro bis 2018 im Budget fordert. "Österreich braucht Wissenschaft und Wissenschaft braucht öffentliche Finanzierung", heißt es auf der Homepage. Angesichts des Hypo-Debakels hat das Finanzministerium dem Vernehmen nach aber derzeit eher einen Betrag von rund einer Milliarde Euro im Sinn.
Die erste Unterzeichnerin ist Helga Nowotny, ehemalige Präsidentin des Europäischen Forschungsrats (ERC). Bis Redaktionsschluss waren mehr als 5000 Unterschriften dazugekommen, darunter jene des Präsidenten der Akademie der Wissenschaften, Anton Zeilinger, des Aufsichtsratspräsidenten des Wissenschaftsfonds, Dieter Imboden, von Michael Stampfer vom Wiener Wissenschafts- und Technologiefonds und jene der Wissenschafterin des Jahres 2013, Verena Winiwarter.
Mitterlehner hatte im Februar die Inflationsabgeltung bei den Unis in der nächsten Leistungsvereinbarungsperiode 2016 bis 2018 mit 615 Millionen Euro beziffert. Hinzu kämen 485 Millionen für den Ausbau der Studienplatzfinanzierung, 62 Millionen für den weiteren Ausbau der Studienplätze an Fachhochschulen und 383 Millionen Euro zur Absicherung der Forschungsfinanzierung, etwa beim Wissenschaftsfonds FWF und der Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Dieser Betrag sei zwar geringer als "aufgrund des internationalen Wettbewerbs nötig wäre", heißt es in der Petition: "Damit können die Universitäten aber zumindest ihren Betrieb aufrechterhalten, es können verbesserte Studienbedingungen geboten werden und FWF und ÖAW würden eine gesicherte Mindestbasis erhalten."
"Im Wesentlichen war die Petition meine Idee", sagt Helga Nowotny zur "Wiener Zeitung". Die Expertin hatte bei einer Diskussion betont, in Österreich stünde die Forschungsförderung an der Kippe, und dass es zur Verantwortung der Wissenschafter gehöre, etwas zu tun. "Ich musste mich selbst beim Wort nehmen. Es gibt einen Punkt, wo Argumente nichts mehr bringen, sondern nur noch Zahlen. Wenn die Zahl der Unterstützer groß genug ist, besteht eine Chance, dass die Politik es auch hört", erklärt Nowotny.
Der Wissenschaftsfonds FWF hatte jüngst bekanntgegeben, mangels Budget heuer keine Anträge für langfristige Programme bewilligen zu können. Sollte die Politik nun bei der Summe von rund einer Milliarde Euro bleiben, sehe sie die Zukunft des Landes "sehr pessimistisch", sagt Nowotny: "Wir verlieren, was wir uns in den letzten 15 Jahren an guten Ergebnissen aufgebaut haben, weil die besten Forscher und der Nachwuchs das Land verlassen." So passiert in Italien und Spanien, deren Forscher in Deutschland und Skandinavien tätig sind, wo auf wirtschaftliche Stärkung durch Wissenschaft gesetzt wird.
"Kurzarbeit schafft eine gewisse Abhilfe bei Finanz- und Wirtschaftskrisen. In der Grundlagenforschung gibt es so etwas nicht", betont FWF-Sprecher Stefan Bernhard: "Nach der Auflösung des eigenen Wissenschaftsministeriums wäre es ein katastrophales Signal, nun Budgets zu kürzen, und es stünde im Widerspruch zu allen bisherigen Aussagen." Laut seiner eigenen Forschungsstrategie will Österreich nämlich bis 2020 zu den Top-Forschungsnationen Europas zählen. Derzeit liegt es im oberen Mittelfeld.