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"In der Not geht alles schneller" - auch Piëchs Traum vom VW-Auto-Imperium

Von Helmut Dité

Analysen

"In der Not geht alles schneller", hatte VW-Patriarch Ferdinand Piëch am Rande der heurigen Frankfurter Automobilausstellung philosophiert, und mit einem feinen, kleinen Lächeln gesagt: "Zwölf merkt man sich leichter als zehn."


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Inzwischen ist der Kampf um Porsche entschieden. Letzte finanzielle Voraussetzungen für die so gut wie perfekte Eingliederung des Stuttgarter Sportwagenbauers als zehnte Marke in den VW-Konzern soll heute, Donnerstag, eine Sonderhauptversammlung in Hamburg absegnen.

Dass man sich Kapitalerhöhungen gleich für maximal rund acht Milliarden Euro - davon vier für die Porsche-Übernahme schon im nächsten Frühjahr - genehmigen lassen will, lenkt die Aufmerksamkeit gleich auf die nächsten kolportierten Ziele: Den japanischen Auto- und Motorradhersteller Suzuki und den Münchner Lastwagenbauer MAN.

Inzwischen ist die Frage längst nicht mehr ob, sondern wann und wie der Porsche-Enkel Piëch seinen Traum vom weltgrößten Auto-Imperium mit einem Dutzend Marken vom Motorrad über den Kleinwagen und die Luxuslimousine bis hin zum 40-Tonnen-Lkw unter einem Dach realisiert.

An der Lkw-Allianz aus VW, MAN und Scania arbeitet der 72-jährige VW-Aufsichtsratschef - der auch bei den beiden von der Absatzkrise gebeutelten Nutzfahrzeugbauern Chefaufseher ist - seit langem. Bisher ist VW mit knapp unter

30 Prozent größter MAN-Aktionär und hält zudem mehr als 70 Prozent der Stimmrechte am schwedischen Lastwagen-Hersteller Scania.

Dass es bei MAN derzeit drunter und drüber geht - nach einer Schmiergeldaffäre nahmen Konzernchef Hakan Samuelson und zwei seiner Vorstandskollegen jüngst den Hut - dürfte es Piëch nun leichter machen, eine Allianz mit den früheren Streithähnen MAN und Scania zu schaffen. Insgesamt wird VW die Übernahme des Porsche-Sportwagengeschäftes sowie des österreichischen Autohandelsgeschäftes der Porsche Holding fast 16 Milliarden Euro kosten.

Kritische Fragen von Kleinaktionären zum Kaufpreis dürfte Piëch heute in Hamburg gewohnt trocken beantworten. Schließlich kann er nicht zuletzt darauf verweisen, dass der VW-Konzern bis Ende Oktober in einem um zehn Prozent geschrumpften Auto-Weltmarkt schon wieder die Verkaufszahlen des Vorjahres übertroffen und damit seinen Marktanteil gesteigert hat. Zur weltweiten Nummer drei ist Europas größter Autobauer schon aufgerückt, Toyota und vor allem General Motors, das gerade gesundschrumpfen, Jobs abbauen und Werke schließen muss, sind schon in Reichweite.

Denjenigen, die sich wegen eines Machtvakuums nach seinem möglichen Ausscheiden sorgen - "MAN, Porsche und Volkswagen sind keine Familienunternehmen, trotzdem fallen alle Entscheidungen in Salzburg", heißt es etwa - wird der "Alte" wohl nur wieder sein feines, kleines Lächeln entgegenhalten.