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Prinz William, immerhin Enkel der englischen Königin und Zweiter in der Thronfolge, gilt als einflussreicher Mann. Möchte man meinen. In Wirklichkeit schaut die Welt, wie sein Besuch am Montag beim chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping gezeigt hat, etwas anders aus. Denn wer gehofft hatte, dass der Herzog von Cambridge die Gunst der Stunde nutzen würde, um heiße Eisen wie die zunehmende Umweltverschmutzung oder die prekäre Menschenrechtslage anzusprechen, wurde enttäuscht. Der Prinz kann freilich nichts dafür, das Protokoll und sein Rang als Royal (und damit Nicht-Politiker) verbieten ihm jede Äußerung zu politischen Fragen.
Stattdessen wurde in der Großen Halle des Volkes halt über etwas anderes geplaudert, nämlich - erraten - Fußball. Harmlos. Es kam zum höflichen Austausch von Nichtigkeiten. Während Xi, der offensichtlich selten die Spiele der englischen Nationalelf schaut, seine Bewunderung für die Inselkicker zum Ausdruck brachte und bemerkte, dass China von ihrem Beispiel lernen könne, versprach William wiederum, sich für eine engere Kooperation zwischen den chinesischen und britischen Ligen einzusetzen.
Das war’s. Mehr kam bei dem Gespräch nicht raus - und das ist irgendwie schade. Denn auch wenn William in Peking diesmal nur die Prinzenrolle spielen durfte, so hätte er sich trotzdem die eine oder andere lästige (Sport-)Frage erlauben können. Zum Beispiel: Wie gedenkt China, sollte es den Zuschlag für die Olympischen Winterspiele und auch für die Fußball-WM 2022 - im Fall eines Entzugs von Katar - erhalten, die Einhaltung sozialer und ökologischer Standards zu garantieren? Zugegeben, es ist nur eine Frage. Aber die Antwort hätte viel mehr interessiert, als Xis Schmalzfloskeln.