Große Erwartungen setzt Österreich in den wirtschaftlichen Aufschwung der Slowakei, die dieses Wochenende über den geplanten EU-Betritt im Mai 2004 abstimmen wird. Doch nach wie vor gibt es viele Steine zu beseitigen auf dem Weg zwischen Wien und Bratislava.
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"Konkurrenz belebt, Konkurrenz ist gut", zeigt sich der Präsident der Wiener Wirtschaftskammer, Walter Nettig, von den positiven Auswirkungen der EU-Erweiterung überzeugt: "In den nächsten Jahren wird in der Region Wien-Bratislava, wie man bei uns sagt, 'die Musi spielen'", sagte Nettig am Dienstag in Bratislava bei der von der Erste Bank Gruppe veranstalteten Regionalkonferenz "Gelebte Nachbarschaft, neue Impulse für die Erweiterung Europas".
Das Lohnniveau sei ziemlich gering, die Arbeitsproduktivität aber hoch, und das Wirtschaftswachstum soll heuer bei 3,9% und 2004 bei 4,9% liegen, erläuterte Regina Ovesny-Straka, Generaldirektorin der zur Ersten Bank gehörenden Slovenska sporitelna, die wirtschaftlichen Eckdaten in der Slowakei.
Wie in Österreich würden auch in der Slowakei die kleinen und mittleren Betriebe (KMU) eine große Rolle spielen. Entwicklungspotential sehen die Experten insbesondere im Tourismus. Von der Idee eines gemeinsamen touristischen Auftretens von Wien-Bratislava als eine Region ist man aber noch weit entfernt. "Es gibt kaum konstante, verlässliche Partner für EU-geförderte Projekte und grenzüberschreitende Kooperationen", beschrieben mehrere österreichische Touristiker die Probleme, während man auf slowakischer Seite offensichtlich mit Grundlagenarbeit beschäftigt ist: "Es ist an der Zeit, umzudenken und den Tourismus als Industriezweig aufzufassen", meinte etwa Lubo Roman, Landeshauptmann der Region Bratislava, der sich (jedenfalls laut Dolmetscher) auch darüber erfreut zeigte, dass es "tatsächlich Kohäsionsfonds gibt", die genutzt werden könnten.
"Wir sprechen davon, eine Basis für den Tourismus zu schaffen", bestätigte der österreichische Handelsdelegierte in der Slowakei, Konstantin Bekos, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" das gebotene Bild einer Tourismusbranche, die offensichtlich noch in den Kinderschuhen steckt. Es gebe in der Slowakei zu wenige Personen, die sich mit EU-Förderungen auskennen, die Ausbildung und die Infrastruktur im Tourismus seien schlecht, und es gebe weder ein gemeinsames Konzept noch eine gemeinsame Interessensvertretung der Tourismus-Branche. Bekos setzt seine Hoffungen daher vor allem in die direkte Zusammenarbeit von Unternehmen.
"Wir können von der Slowakei lernen, wie man Autobahnen bis an die Grenze baut - das haben wir noch nicht geschafft", sagte der Generaldirektor der Erste Bank, Andreas Treichl, im Hinblick auf die Straßenverbindung Wien-Bratislava, die bisher nur auf slowakischer Seite ausgebaut ist. Ein Faktum, das sich laut Bundeskanzler Wolfgang Schüssel Anfang 2007 ändern soll. Angesprochen auf die siebenjährige Übergangsfrist im freien Personenverkehr zwischen Österreich und der Slowakei nach dem EU-Beitritt 2004 meinte Schüssel, dass diese Frist nicht unbedingt ausgeschöpft werden müsse. Außerdem gebe es noch die Möglichkeit eines Grenzgängerabkommens, das gemäß den bilateralen Bedürfnissen gestaltet werden könnte.