In unserem Bildungssystem krankt es: Türkei-stämmige Jugendliche sind hierzulande schlechter qualifiziert als in anderen Ländern. Das belegt eine neue Studie. Manche werden sich dagegen wehren, nur im Schulsystem den Fehler zu suchen, doch die Daten zeigen glasklar: Die erste Generation der Austro-Türken hat einen im europäischen Vergleich hohen Bildungsgrad, erst die zweite Generation fällt zurück: 22 Prozent erreichen maximal einen AHS- oder BHS-Abschluss, 57 Prozent sind es in Schweden.
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Ein wichtiger Schritt wurde 2010 mit dem verpflichtenden Kindergartenjahr gesetzt. Der damit einhergehende frühere Sprachkontakt zur Mehrheitsgesellschaft hat 40 Prozent der Befragten der Studie gefehlt. Wie hilfreich er sein kann, weiß die türkei-stämmige ORF-Wettermoderatorin Eser Akbaba zu berichten. Sie ist bereits mit einem Jahr in den Kindergarten gekommen, weil beide Eltern berufstätig waren. "Ansonsten wäre ich heute der deutschen Sprache nicht so gut mächtig", sagt sie.
Helfen könnten aber auch flankierende Maßnahmen bei den Communities selbst. Der Soziologe Kenan Güngör weist darauf hin, dass Studien über Milieubildungen an Österreichs Schulen fehlen. Dabei hängt viel davon ab, wie lernfördernd ein Milieu ist. Auffällig ist etwa, dass manche Schüler erst in der Hauptschule zurückfallen. Türkei-stämmige Studenten, die Nachhilfeunterricht erteilen, wären da eine sinnvolle Maßnahme.