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In der Vorhölle für Übersetzer

Von Christina Böck

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Es geht schon los. Keine zwei Wochen vor dem Erscheinungsdatum des neuen Dan-Brown-Thrillers wird die PR-Maschine gemächlich in Gang gesetzt. Es dringen nun erst mal die üblichen Schauergeschichten über die Entstehung der Übersetzung an die Öffentlichkeit. Man kennt das ja schon von anderen Megabestsellern ähnlichen Ausmaßes. Oder, genauer gesagt, eigentlich nur von J. K. Rowling. Es scheint fast, als hätten die Großverdiener-Autoren (und ihre Verlage) auch hier ein Match laufen, wer die skurrilsten Ideen zur Übersetzerfolter hat. Da Dan Browns neues Opus auch noch "Inferno" heißt und sich auf Dantes plastische Höllendarstellung bezieht, waren seine Karten gut, an der Harry-Potter-Milliardärin vorbeizuziehen. Diese Möglichkeiten!

Beim letzten absolut megaurevolltotaltop-secret-Roman von J. K. Rowling waren die Laptops nur angekettet - läppisch! Die Übersetzer mussten ihre Taschen durchsuchen lassen - Kinderkram! Browns Verlag Doubleday hat seine Übersetzer gleich in einen unterirdischen Kerker, Verzeihung: Bunker gesperrt. Die Computer waren angeschraubt, und die Manuskripte wurden jeden Abend mit bewaffnetem Begleitschutz in einen Tresorraum geschlossen. Tapsige Tascherlstierler, nehmt das!

Nicht überliefert ist, welche drakonischen Strafen drohten, wenn die Übersetzer geplaudert hätten. Pferdekopf im Bett? Kiessteinderl in den Schuhen? Mancher meint ja, dass es schon Strafe genug ist, das neue Dan-Brown-Buch aufmerksam lesen zu müssen. Sei’s, wie es sei - da ist jedenfalls noch Potenzial für den Rowlingschen Rückschlag drin.