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Sonntag zeigte sich ORF2 politisch sensibel und technisch flexibel: Zehn Stunden nach der ersten Meldung über den Tod des tschechischen Ex-Präsidenten Václav Havel gedachte ein umgepoltes "im Zentrum" dieses "großen Europäers" und würdigte dessen mutigen und leidvollen Einsatz für Freiheit und Menschlichkeit. Die frühere tschechoslowakische Botschafterin Magda Vááryová, die seinerzeitige ORF-Korrespondentin in Prag, Barbara Coudenhove-Kalergi, der Schriftsteller Pavel Kohout, Ex-Vizekanzler Erhard Busek und Ex-Operndirektor Ioan Holender zeichneten den Kampf dieses persönlich bescheidenen, aber politisch "sturen" Dichters und Dissidenten gegen die Diktatur Moskaus nach. Ohne die von ihm geführte "samtene Revolution", die den Zusammenbruch des Sowjetimperiums auslöste, sei das "wiedervereinte Europa" wohl kaum vorstellbar. Für Barbara Coudenhove-Kalergi war Václav Havel der "Held des 20. Jahrhunderts", für Erhard Busek "Symbol dafür, dass geistig-kulturelles Engagement die Welt verändern kann". Die nachfolgend wiederholte Doku mit dem ORF-Exklusivinterview Havels anlässlich dessen 70. Geburtstages im Jahre 2006 erwies sich als zeitlos gültiges Porträt eines Mannes, der den "Versuch, in der Wahrheit zu leben", eingefordert und selbst praktiziert hat. Ein seinerzeit für Millionen Menschen erfolgreiches Kontrastprogramm zu den ermüdenden wie gefährlichen Tricksereien heutiger Politiker auf nationaler, europäischer und globaler Ebene. Und weit und breit kein Havel in Sicht.