Unternehmerinnenduo unterstützt Expats bei Integration ins soziale Umfeld.
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Wien. Wer aus beruflichen Gründen ins Ausland zieht, braucht mehr als eine Wohnung und ein paar Möbel, vor allem, wenn der Umzug den Eintritt in eine völlig fremde Kultur bedeutet. Die neue Unterkunft kann noch so schön, der Job noch so spannend sein: Wenn die Integration in das soziale Umfeld nicht gelingt, bleibt ein Gefühl des Fremd-Seins.
Julia Mende und Jelena Milenovic wissen genau, was Auslandsarbeiter brauchen, damit sie keinen Kulturschock erleiden. Vor kurzem haben sie das Unternehmen "Presup Professional Expat Support" gegründet, das Expatriates in Wien in allen Belangen Unterstützung bietet.
Milenovic kam im Alter von neun Jahren als Tochter einer Expat-Mutter von Belgrad nach Wien, die Wienerin Mende stammt aus einer Familie von Expats und hat unter anderem in New York, Paris, Mailand und Peking gelebt. Bei ihrem früheren Arbeitgeber EF Sprachreisen lernten sie einander kennen und stellten fest, dass sie nicht nur ihr Sprachentalent und ihr weitverzweigtes privates Netzwerk eint, sondern auch die Freude im Umgang mit Menschen. Nun organisieren die beiden Frauen Wohnungssuche und Umzug, erledigen Behördengänge, helfen beim Anmelden von Strom, Handy, Versicherungen etc. und beraten bei der Auswahl von Kindergarten oder Schule, falls der Nachwuchs mitübersiedelt.
Hilfe bei der Wohnungssuche
"Die Expats wollen auch wissen, wo man Möbel oder spezielle Lebensmittel kaufen kann, wie sie den richtigen Arzt finden oder was sie in ihrer Freizeit in Wien machen können", sagt Julia Mende. Ein interkulturelles Training bringt den Expats die österreichische Kultur näher, Kennenlerntreffen mit Landsleuten und Hiesigen helfen, ein soziales Netzwerk aufzubauen.
Vor allem nicht-deutschsprachige Expats würden es in Wien oft schwer haben, etwa bei der Wohnungssuche. Wen Mende und Milenovic unter die Fittiche nehmen, bei dem klappt es auch mit den Wohnungsvermietern oder -eigentümern. Vergangene Woche etwa besichtigten sie mit Richard Pontzious, dem Gründer und künstlerischen Leiter des Asian Youth Orchestra, einige Objekte. Der gebürtige US-Amerikaner, der kein Deutsch spricht, lebt die meiste Zeit in Hongkong und will jetzt einen Zweitwohnsitz in der Musikstadt erwerben. Das Presup-Duo berät ihn, welche Bezirke und Gegenden für ihn in Frage kommen, und wird über den Vertragsabschluss wachen.
Exakte Zahlen zu Expatriates in Wien gebe es nicht, sagt Ursula Kainz von der Wirtschaftsagentur Wien, die mit dem "Expat Center" eine Beratungsstelle für internationale Fach- und Führungskräfte betreibt. Es existieren rund 17.000 ausländische Träger einer Legitimationskarte, dem Gegenstück zum Diplomatenpass, in Österreich, fast alle von ihnen in Wien. Kainz: "3095 sind ‚echte‘ Diplomaten, das heißt, selbst bei Botschaften beschäftigt, 3674 sind Mitarbeiter internationaler Organisationen, der Rest Ehepartner, Familienangehörige, Kinder etc."
Dazu kommen jene Schlüsselkräfte, die von der Privatwirtschaft nach Wien geholt werden. Um die 200 international agierende Unternehmen haben ihr Headquarter, etwa 300 Firmen ihr Kontrollzentrum für CEE in Wien, wissen die Presup-Geschäftsführerinnen.