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Unternehmer Seeber über den Aufstieg des Liftbauers. | Auch große Erfolge am Baumarkt. | Sterzing/Südtirol. Die Pistenkaiser sprechen deutsch. Der Vorarlberger Doppelmayr und die Südtiroler Leitnergroup teilen sich den Weltmarkt für Liftanlagen, Prinoth (eine Leitnerfirma) und die deutsche Firma Kässbohrer jenen für Pistenpräparierungsgeräte.
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Der phänomenale Aufstieg der Leitnergruppe innerhalb von nur wenigen Jahren erfolgte ohne großen Trommelwirbel. Dahinter steckt Michael Seeber, der mit starker Hand einen Weltkonzern schuf. Er liebt die Kunst, kennt Gott und die Welt und feilscht nicht lange herum, wenn er sich für etwas entschieden hat. Unternehmer Seeber zeigt im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" auf, wie es zu seinen Erfolgen gekommen ist und was er für die Zukunft plant.
Nummer zwei im Liftbau
Es ist nicht einmal zehn Jahre her, dass sich Seeber entschloss, intensiv um seine Firma Leitner zu kümmern. Quasi aus einer patriotischen Anwandlung heraus hatte sich der Bauunternehmer 1992 entschlossen, beim wankenden Familienunternehmer Leitner, einer Firma für Liftanlagen, einzusteigen. 1997 stand Leitner dann vor dem Aus, und Seeber entschloss sich, seine Baufirma in andere Hände zu legen und zur Rettung des Lifterzeugers (zwei Drittel der Firma gehören ihm) auszurücken. Innerhalb weniger Jahre stieg er zum zweitgrößten Liftbauer der Welt auf. Er teilt sich mit der Vorarlberger Firma Doppelmayr, die seit Jahrzehnten auf diesem Gebiet tätig ist, den Markt. Derzeit hat Doppelmayr mit 490 Mio. Euro Umsatz die Nase noch vorne. Leitner kommt auf 400 Mio. Euro.
Zweites Standbein
Seeber hat sich noch ein zweites Standbein zugelegt, nämlich Pistenpräparierungsgeräte, mit denen er bereits rund 100 Mio. Euro umsetzt. Auch in diesem Bereich teilen sich zwei Firmen den Weltmarkt auf, nämlich die Seeber-Firma Prinoth und das deutsche Unternehmen Kässbohrer. Etwa 1000 Geräte können im Jahr verkauft werden, 700 davon laufen über die Seeber-Bücher.
Erst vor wenigen Wochen konnten die Südtiroler die Vorherrschaft am US-Markt erringen, vom ehemaligen Bombardier-Konzern wurde die einschlägige Sparte Camoplast Industrial, die 200 Geräte erzeugt, erworben.
Der Südtiroler Paradeunternehmer und Wien-Liebhaber hat aber auch große Erfolge am österreichischen Baumarkt zu verzeichnen. In Südtirol bereits als größte Baufirma tätig, begann Seeber vor einigen Jahren im Wiener Raum groß einzusteigen. Das ehemalige Jungarbeiterdorf in Gießhübl bei Wien wurde Ende der 80er Jahre von Raiffeisen erworben, um durch eine entsprechende Umwidmung schnell in Bauland gewandelt zu werden. Raiffeisen scheiterte mit seinen Plänen, Seeber kaufte das große Gelände auf, einigte sich mit den Lokalpolitikern und baut seither um 50 Mio. Euro ein 160 Häuser-Dorf auf.
Auf den Geschmack gekommen, wurde einige Jahre später vom ORF ein großes Gelände in der Wiener Innenstadt erworben und mit dem Stararchitekten Gustav Peichl eine Nobelwohnanlage errichtet. Dann wurde vom Kurierverlag das alte Druckereigebäude erstanden und um 36 Mio. Euro ein Büro- und Wohnhaus - inzwischen an BA-CA Real Invest und Immofinanz verkauft - auf die Beine gestellt.
All diese Bauvorhaben wurden von Seeste als Bauträger und mit der österreichischen Baufirma Dywidag gebaut. Heuer im Juni verkaufte die Strabag ihre Tochter Dywidag - an Michael Seeber, womit dieser weitere 67 Umsatzmillionen auf seinem Konto verbuchen konnte.
Kunstliebhaber Seeber
Aber dem 57jährigen, der im Vorjahr einen schweren Skiunfall hatte, geht es nicht nur um Umsatz und Ertrag, ihm liegt genauso die Kunst am Herzen. Seit vielen Jahren sammelt er Karikaturen und Bilder. Vor kurzem stellte er seine Karikaturensammlung als Leihgabe dem Kremser Museum zur Verfügung, dem Ort Gießhübl spendete er eine Skulptur eines bekannten Tiroler Bildhauers. Über seine Vorliebe für die Kunst und seine exzessive Sammlerleidenschaft spricht er allerdings nicht gerne.
Der Südtiroler mit den vielen Standbeinen in Österreich hat schon längst neue Pläne. Seine Leitner-Gruppe bastelt an Seilbahnen als Transportmittel in Städten (Mini-Metro), möchte in Kürze groß in das Geschäft mit Windkraftanlagen einsteigen und baut so nebenbei mit der Strabag auch die neue Innsbrucker Nordkettenbahn. Bei den Liftanlagen ist allerdings, so Seeber, die Marktsättigung bald erreicht. "Die Kapazitäten bei den Liftanlagen sind bereits so hoch, dass man sich nicht mehr in der Talstation anstellen muss, sondern bei den Pistenabfahrten, die sind nämlich zum Unterschied von den Liften kaum gewachsen". Und wie werden die Lifte der Zukunft ausschauen? Seeber: "Mit Direktantrieb und beheizt."