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Zusatzqualifikationen machen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erst so richtig interessant. Während sich die einen in EDV-Seminaren weiterbilden, lernen die anderen Fremdsprachen oder absolvieren Rhetorikkurse. Andreas Schmidt punktet bei seinem Arbeitgeber mit etwas ganz Besonderem: Der 33-jährige Bankangestellte beherrscht die Gebärdensprache und setzt diese Fähigkeit in seinem Beruf ein.
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Schmidt und sein Bruder sind quasi mit einer "zweiten Fremdsprache" aufgewachsen, da ihre Eltern gehörlos sind. "Aktiv gelernt habe ich es nicht, sondern durch Beobachtung", erzählt Schmidt der "Wiener Zeitung". Er betreut in der Filiale der Bank Austria Creditanstalt in der Alserstraße im 9. Bezirk in Wien rund 560 Kunden, von denen etwa 10% nicht hören können.
Wie erklärt man nun z. B. "Bausparvertrag" oder "Zukunftsvorsorge" in der Gebärdensprache? "Man umschreibt es", sagt Schmidt. Und: "Es ist vergleichbar mit der Kurzschrift." Was den erstaunlichen Effekt hat, dass der Übersetzer mit Gebärden und Mimik mitunter früher fertig ist als der Sprecher.
Mittlerweile hat es sich herumgesprochen, dass in der Bank Austria in der Alserstraße jemand mit den Probleme und Sorgen der Gehörlosen vertraut ist - und sich gerne als Übersetzer zur Verfügung stellt. Die Filiale wird daher auch von Gehörlosen frequentiert, die nicht zur Bankkundschaft zählen, etwa von Kursteilnehmern des Bildungsinstituts "Online". Dort können u.a. auch Menschen mit Behinderung in Qualifizierungs- und Weiterbildungsprojekten ihre Berufsperspektiven verbessern.
Schmidt ist seiner Bank schon seit vielen Jahren treu: Er trat 1988 in die damalige Länderbank ein. Was gefällt ihm an seinem Beruf als Kundenbetreuer? "Ich bin gern mit Menschen in Kontakt", sagt der 33-jährige Vater zweier Kinder im Volksschulalter. Seine "Mission"? "Ich sehe mich als Wunscherfüller."
"Diversity Management": Viele kleine Puzzleteile
Wünsche zu erfüllen versucht auch BA-CA-Mitarbeiterin Leopoldine Faber (46), die mit einer Kollegin für "Diversity Management" in der größten heimischen Bank zuständig ist. "Diversity" steht für "Verschiedenheit", "Ungleichheit" oder "Vielfalt". Dabei geht es nicht nur um Behinderung, so Faber. Die BA-CA ist u.a. auch um die Chancengleichheit von Männern und Frauen und die Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben ihrer MitarbeiterInnen bemüht. Auch die rund 6.000 BA-CA-PensionistInnen sind Teil des Programms: Für sie gibt es eine eigene Zeitschrift. Faber bezeichnet das Diversity-Projekt als "Puzzle mit lauter kleinen Steinchen", das zur Verbesserung der Unternehmenskultur beiträgt.