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Es sind diese Geschichten, die ans Herz gehen, die das US-Tennis, das noch immer von der Ära von Pete Sampras und Andre Agassi träumt und schon seit 14 Jahren, dem Triumph Andy Roddicks bei den US Open 2003, auf einen weiteren Grand-Slam-Sieger im Herren-Einzel wartet, sich ersehnt; manche meinen, die die USA unter Donald Trump brauchen: Ein 19-jähriger Sohn von Bürgerkriegsflüchtlingen aus Sierra Leone, der teilweise mit seinem Zwillingsbruder auf dem Massagetisch im Kammerl des Tennis-Klubs, in dem sein Vater als Platzwart arbeitete, eingeschlafen ist, nachdem er stundenlang Bälle mit geborgten Schlägern gegen die Wand gedroschen hat, schickt sich an, die Tennis-Welt zu erobern. Frances Tiafoe, der zuletzt in Cincinnati Alexander Zverev geschlagen und nun in der ersten US-Open-Runde Roger Federer über fünf Sätze gezwungen hat, ehe er mit 6:4, 2:6, 1:6, 6:1, 4:6 unterlag, ist die neue Tennis-Hoffnung der USA, er selbst sieht sich so, wie er auf "The Players’ Tribune" schreibt: Er wisse, wie hungrig die Fans nach einer amerikanischen Erfolgsgeschichte seien - "ich möchte unbedingt dieser Typ sein." Und er wolle andere, die einen ähnlichen Background haben wie er, inspirieren. Deshalb erzählt er seine Geschichte, immer und immer wieder.
Das Ziel ist hehr, doch der Weg noch ein steiniger. Denn bei allem Ehrgeiz, allem Talent und aller Überfrachtung sollte man nicht vergessen, dass Frances Tiafoe, aktuell 70. in der Weltrangliste, in erster Linie eines ist: ein junger Bursche, der gerade erst dabei ist, im Profileben Fuß zu fassen. Und das ist schwierig genug.