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Laut Prisma ist Pleitesituation in den Niederlanden auf Südeuropa-Niveau.
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Wien. Die Rezession in der Eurozone, die durch die schlechte wirtschaftliche Lage in Südeuropa (Griechenland, Spanien, Italien) ausgelöst wurde, fordert immer mehr Opfer. Denn mit der wirtschaftlichen Talfahrt erhöhen sich auch die Unternehmensinsolvenzen in diesen Ländern massiv. Das ergibt die Insolvenzprognose 2012 des Wiener Warenkreditversicherers Prisma, ein Tochterunternehmen der Oesterreichischen Kontrollbank und des Euler-Hermes-Konzerns (Allianz). Absoluter Spitzenreiter bei bankrotten Unternehmen ist Portugal. Die Wirtschaft an der Algarve wird heuer um weitere drei Prozent schrumpfen, die Zahl der Insolvenzen um fast 50 Prozent zunehmen. Laut Prisma sollten aber die Arbeitsmarktsreform und die Bereinigung des Bankensektors eine Erholung der portugiesischen Wirtschaft ermöglichen. Griechenland folgt mit einem Pleitenplus von 30 Prozent auf Rang zwei; Rang drei nehmen die Niederlande ein, gefolgt von Spanien und Italien. Die Niederlande kämpfen laut Prisma mit einer wirtschaftlichen Stagnation, eine signifikante Verbesserung sei nicht in Sicht. Der prognostizierte Pleitenanstieg beträgt fast 25 Prozent.
Vorsicht ist jedenfalls in Südeuropa geboten. "Den österreichischen Exporteuren sei gesagt, wenn sie in Länder Süd- und Südwesteuropas gehen, dann müssen sie ein gesteigertes Risikobewusstsein haben", sagt Prisma-Vorstand Ludwig Mertes zur "Wiener Zeitung". "Grundsätzlich geht mit der Bonitätsverschlechterung der Zahlungsverzug einher. Das Zahlungsverhalten ist immer ein Vorbote." Nachsatz: "Uns berichten aber Hunderte Kunden, die in Griechenland Geschäfte machen, von keinem geänderten Zahlungsverhalten." Die gewerblichen Unternehmen in Griechenland wüssten laut Prisma, dass sie unter Beobachtung stehen, und werden daher ihr Zahlungsverhalten nicht signifikant verändern. So erzählt Mertes auch von griechischen Firmen, die "zum Teil wie ein Uhrwerk oder sogar gegen Vorkasse zahlen".
Fakt ist aber auch: Das Insolvenzaufkommen in den einzelnen Ländern lässt sich aufgrund der unterschiedlichen Insolvenzstandards nur bedingt vergleichen. Außerdem erschweren die schlechten statistischen Basisdaten der vergangenen Jahre laut Mertes die Prognose. Indes befindet sich Österreich in Sachen Insolvenzen im europäischen Mittelfeld. Zwar werden auch hierzulande die Firmenpleiten heuer um 3,8 Prozent steigen, aber der Aufschwung im Außenhandel wird 2013 das Wachstum auf 1,6 Prozent erhöhen.