)
Ökonom Roubini ist für Rückzug des angeschlagenen Landes aus Eurozone.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Astana. Harte Worte für Europa fanden renommierte Redner beim fünften Astana Economic Forum, das diese Woche in der kasachischen Hauptstadt abgehalten wurde. Der US-Ökonom Nouriel Roubini, bekannt für seine pessimistische Sicht auf die Weltwirtschaft, betonte, dass die EU einen "geordneten Rückzug" für Griechenland bewerkstelligen müsse - und zwar aufgrund dessen "dysfunktioneller Ökonomie".
"Die Euro-Krise ist das besorgniserregendste Thema der globalen Wirtschaft" sagte Roubini. Nicht nur Länder mit hohen Schulden und geringem Wachstum wie Griechenland, Italien, Portugal, Spanien, Irland und Zypern seien in Schwierigkeiten, sondern auch führende Wirtschaftsnationen bekämen immer mehr Probleme. Die Unterkapitalisierung der Banken könne eine neue Kreditklemme zur Folge haben, ähnlich jener von 2008, die er drei Jahre davor vorhergesagt hatte.
"Deutschland, die Niederlande oder Frankreich werden es bald satt haben, Wirtschaftshilfen für in Not geratene Länder aufzustellen. Es wäre besser, wenn man nicht krampfhaft versuchen würde, Griechenland in der Eurozone zu halten. Die Menschen in dem sozial instabilen Land holen ihr Geld bereits aus den Banken. Es kann jetzt nur noch schlimmer werden."
Die EU sollte die Krise dazu nutzen, sich neu zu erfinden, empfahl der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan -nicht ohne zu unterstreichen, dass sein Land dabei eine tragende Rolle spielen könne: "Die Türkei, die ein Partnerschaftsabkommen mit der EU hat, ist mit 8,5 Prozent führend beim Wachstum. Wir bezahlen unsere Schulden an den Internationalen Währungsfonds, anstatt uns noch mehr Geld auszuborgen."
Für eine weltweite Konferenz unter der Schirmherrschaft der UNO zur Erarbeitung eines globalen Anti-Krisenplans plädierte Kasachstans Präsident Nursultan Nasarbajew: "Derzeitige Anti-Krisenmaßnahmen sind halbherzig." Der Autokrat, unter dessen Führung das rohstoffreiche Land in Krisenzeiten 6 Prozent Wachstum verzeichnet, will die Gruppe der führenden Wirtschaftsnationen der G20 erweitern: "Vier Jahre nach dem ersten G20-Gipfel scheint dieses Format nicht mehr ausreichend, um sich mit den Reformen der Weltwirtschaft zu befassen." Die Teilung in Großmächte und zweitrangige Länder sei nicht zeitgemäß. "Stattdessen sind gerechte Grundlagen der globalen Wirtschaft, des Währungssystems und der Politik auf der Basis der Gleichheit aller Staaten notwendig", so Nasarbajew.
Im Zentrum wirtschaftlichen Scheiterns, so der ehemalige deutsche Präsident und Ex-Währungsfonds-Chef Horst Köhler, stünde allerdings moralisches Scheitern: "Eine Gesellschaft, die auf dem intelligenten Streben von Eigeninteressen beruht, mag zu großen Errungenschaften fähig sein. Doch wir brauchen eine globale Wirtschaftsethik, der alle zustimmen können."