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Moral ist ein zweischneidiges Schwert. Auch Österreich wird vermutlich fassungslos das Geschehen in der Schule in Newtown, Connecticut beobachtet haben. 27 Tote, darunter 20 Kinder, forderte der Amoklauf des Schützen. Mit diesen Gewaltorgien muss Schluss sein, forderte US-Präsident Barack Obama bei der Trauerfeier im schwer geprüften Städtchen. Es wird ihm niemand widersprechen.
In Europa und auch Österreich ist das Unverständnis groß, dass die USA derart laxe Waffengesetze tolerieren können. Vollends unverständlich wird der Satz, dass mehr Waffen das Massaker hätten verhindern können. Soll jeder Lehrer in der Schule mit einer geladenen Pistole herumlaufen?
Voller Doppelmoral ist der Satz, dass die liberalen Waffengesetze Teil des Freiheitsverständnisses der Amerikaner seien. Die Vollmachten des US-Heimatschutzministeriums höhlen diese Bürgerfreiheiten bei weitem stärker aus, als es eine Beschränkung der Waffenverkäufe jemals könnte.
Europa ist empört, Österreich auch. Doch Österreich profitiert von diesem Wahn der Amerikaner - und das nicht zu wenig. Zu den beliebtesten Waffen der USA zählen Pistolen der Marke Glock. Der heimische Unternehmer beschäftigt in seinen österreichischen Werken 600 Mitarbeiter. 42 Millionen investiert der Industrielle im Werk Ferlach, das Land Kärnten fördert dies mit 1,7 Millionen Euro. 40 Beschäftigte bringt das, zusätzlich zu 330 bestehenden Arbeitsplätzen.
Nicht nur Glock, auch andere Waffenproduzenten sichern in Österreich Arbeitsplätze. Das Scharfschützen-Gewehr von Mannlicher erfreut sich hoher Reputation in der Branche. Die vielfältige Munition von Hirtenberger gilt ebenso als technologisch "ausgereift".
Wenn Österreich also - solidarisch mit Newtown - den Übeltätern in den USA die Pest wünscht, so sollte doch klar sein, dass Österreich eines der Länder ist, die zu deren Bewaffnung beitragen - und das nicht zu knapp.
Sollte also in den USA (endlich) ernsthaft daran gedacht werden, die Waffengesetze zu verschärfen und damit den Absatz zu reduzieren, so sollte sich Österreich nicht allzu überlegen fühlen dabei. Wohl wahr, dass die Produktion im Ernstfall einfach in ein anderes Land verlagert werden könnte, aber derzeit produziert Österreich ganz schön viele Schießeisen . . .