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Bevölkerung im Norden beginnt mit Aufräumarbeiten. | Kiryat Shmona. (dpa) Einen Tag nach Inkrafttreten der israelisch-libanesischen Waffenruhe werden in Kiryat Shmona die Scherben zusammengekehrt. Die Straßen der bis zum vergangenen Wochenende weitgehend verlassenen nordisraelischen Grenzstadt, auf deren Gebiet mindestens 800 Hisbollah-Raketen einschlugen, sind wieder belebt. Mit der Hoffnung auf Frieden kehren die 20.000 Einwohner zurück, nehmen den Schaden auf und beginnen mit dem Wiederaufbau getroffener Gebäude.
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Die Straßen Richtung Norden waren am Dienstag voll. Mehrere hunderttausend Israelis hatten den Norden ihres Landes während des Kriegs verlassen. "Die Menschen kehren seit vergangener Nacht zurück", sagt Barry Silverberg, ein Lehrer in Kiryat Shmona. "Es ist mit den Schäden alles geregelt. Jeder weiß, wie es geht. Man lädt die Mitarbeiter des Vermögenssteueramtes ein", sagt er. Die Schäden des Krieges werden in israel aus em Steueraufkommen beglichen und damit im Prinzip auf die gesamte bevöljerung umhgelegt. Aber die Seelen der Kinder, die in den Bunkern waren, seien ebenso zerbrochen, wie die Scheiben der Schaufenster.
Silverberg hat nach dem Krieg eine gehörige Portion Wut auf die eigene Regierung im Bauch, weil diese die Militäroffensive nun auf halber Strecke beendet habe. "Die Regierung hat uns an den Feind verkauft. Wir saßen hier in der Hölle. Aber wofür?", kritisiert er. Die israelischen Hauptforderungen - Entwaffnung der Hisbollah und Freilassung der verschleppten Soldaten - seien nicht erfüllt.
Zwischen den Trümmern der Raketeneinschläge fragen sich viele Israelis, was der Krieg gebracht habe. Das Gefühl ist verbreitet, es habe sich nur um die erste Runde eines Schlagabtausches gehandelt. Der Soldat Eitan Peri, der ein zerstörtes Einrichtungsgeschäft bestaunt, sieht dagegen gute Chancen für einen Frieden. "Die Hisbollah weiß, dass sie Israel nicht zerstören kann. Sie hat aber ihr Gesicht wahren können und muss nun nichts mehr beweisen", meint er.