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In Kärnten ist die Wahl noch lange nicht entschieden

Von Wolfgang Zaunbauer

Analysen

SPÖ führt zwar in Umfragen, hat aber ein Spitzenkandidatenproblem.


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Lange hatte es die FPK herauszögern können, doch Freitagfrüh um Viertel vor eins stimmte sie der Auflösung des Kärntner Landtags zu. Die Neuwahlen sollen am 3. März stattfinden. Damit stehen den Kärntnern zweieinhalb intensive Wahlkampfmonate bevor, auch wenn eine Plakatschlacht wie vor vier Jahren nicht zu befürchten ist - vor allem weil den Parteien schlicht das Geld fehlt.

Kärnten ist immer eine Wahl, auf die ganz Österreich schaut. In einer Republik, die seit Jahrzehnten klar zwischen Rot und Schwarz aufgeteilt war, schaute man mit Erstaunen, Fassungslosigkeit oder Bewunderung auf das Land, in dem sich als einziges die Freiheitlichen als dominierende Kraft etablieren konnten.

Diese blaue (orange) Phase, die 1999 begann, könnte nun am 3. März 2013 ihr Ende finden. Darauf deuten zumindest Umfragen hin. Die SPÖ hingegen kann sich Hoffnung machen, wieder zur Nummer eins zu werden - und sogar vom Landeshauptmannsessel, den man schon 1989 verloren hatte, darf man wieder träumen.

Alle Umfragen sehen die SPÖ mit deutlich über 30 Prozent in Front. Die FPK hingegen liegt momentan zwischen 20 und 25 Prozent. Das wäre ein veritabler Absturz, wobei auch klar ist, dass die 45 Prozent bei der Jörg-Haider-Gedenkwahl 2009 eher ein Ausreißer nach oben waren.

Wer aber jetzt schon an eine "g’mahte Wies’n" für die SPÖ glaubt, irrt. Dazu ist vor allem die Zahl der Antwortverweigerer in den Umfragen viel zu groß.

Faktum ist, dass das Ansehen der FPK durch Korruptionsskandale der letzten Jahre schwer gelitten hat. Tatsache ist aber ebenso, dass die Freiheitlichen mit Gerhard Dörfler über einen Spitzenkandidaten verfügen, der erstaunlich gute Umfragewerte erhält. Der Landeshauptmann genießt bei vielen Kärntnern Ansehen. Er gilt auch bei Nicht-Freiheitlichen als "grader Michl" und als volksnah - im ländlichen Wahlkampf ein nicht zu unterschätzender Bonus. Auch kann sich Döfler die Lösung des Ortstafelstreits auf die Fahnen heften.

Die SPÖ hingegen ist zwar (abgesehen von Vorwürfen um Aufträge für eine parteieigene Werbefirma) weitgehend skandalfrei, hat aber ein personelles Problem. Seit 1989 wurde die Kärntner SPÖ von (mehr oder weniger rivalisierenden) Ortskaisern dominiert, wodurch es nie eine starke Parteispitze gab. Eine Folge davon ist, dass man mit Peter Kaiser jetzt einen Spitzenkandidaten hat, der zwar mit allen in der Partei kann, aber farblos wirkt. "Er ist halt zu intellektuell", heißt es dann meist als Entschuldigung.

Einer jener Ortschefs, der beim Versuch, an die Parteispitze zu kommen, von den anderen Häuptlingen aufgehalten wurde, ist Gerhard Köfer. Er hat sich Frank Stronach zugewandt und wird relativ fix in den Landtag einziehen. Wem Köfer mehr schadet - der SPÖ oder der FPÖ -, wird den Wahlkampf mitentscheiden. Das gilt auch für das BZÖ, das allerdings ordentlich zittern muss.

Haare lassen wird wohl die ÖVP müssen, nachdem Ex-Parteichef Josef Martinz dermaßen über die Birnbacher-Affäre gestolpert ist. Spitzenkandidat Wolfgang Waldner steht zwar für einen Neustart, ist aber weitgehend unbekannt und wohl ebenfalls "zu intellektuell". Allerdings hat er mit Gabriel Obernosterer ein volksnahes Raubein zur Seite. Als Duo haben die beiden durchaus Potenzial.

Die Grünen wiederum könnten sich am 3. März zur Nummer drei im Land aufschwingen, haben sie doch mit Rolf Holub als einzige Partei den Bonus des Aufdeckers. Allerdings besteht für sie, wie auch für ÖVP, Stronach und BZÖ die Gefahr, in einem blau-roten Zweikampf zerrieben zu werden.