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In Linz inskribieren - in Graz studieren

Von Petra Tempfer

Politik
Die Johannes-Kepler-Universität in Linz wird die medizinische Fakultät künftig beherbergen.
© Hertha Hurnaus

Medizinischer Fakultät in Linz steht nichts mehr im Weg, Start ist 2014/15.


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Linz/Wien. Die Stimmung ist aufgeräumt, nahezu fröhlich, als Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer und Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner am Mittwoch im Parlament über die neue medizinische Fakultät an der Johannes-Kepler-Universität (JKU) in Linz berichten: Montagabend hat der Nationalrat einen 15a-Vertrag zwischen Bund und Oberösterreich abgesegnet, der die Finanzierung dieses ihres "gemeinsamen Kindes", wie Pühringer es nennt, regelt. Am Mittwoch wurde die Fakultät im Bundesrat beschlossen.

"Die Fakultät ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg der JKU zur Volluniversität", sagte der Landeshauptmann. "Sie hilft, den Ärztebedarf abzudecken", ergänzte Mitterlehner und sprach damit den Verlust zahlreicher Mediziner, die nach dem Studium ins Ausland gehen, an.

Der Beschluss von Montagabend sieht vor, dass der Bund bis zum geplanten Vollausbau 2027/28 einen jährlich steigenden Betrag für Personalkosten, Infrastruktur und laufende Sachkosten übernehmen wird. Konkret sind das 2,74 Millionen Euro für 2014 und insgesamt 58,33 Millionen Euro bis zum Jahr 2028.

Vorerst nur 60 Plätze

Für Neu-, Ergänzungs- und Umbauten samt Ersteinrichtung kommen Land und Gemeinden auf. Bis 2028 werden das 225 Millionen Euro sein. Ist doch geplant, für den praktischen Teil der Ausbildung eine öffentliche Krankenanstalt mit eigenem Rechtsträger bestehend aus AKH, Landes- und Kinderklinik sowie Landes-Nervenklinik Linz zu errichten.

Die neue Ausbildung an der Medzin-Fakultät in Linz startet bereits 2014/15. Mit den seit 2004 eigenständigen Medizin-Unis Wien, Graz und Innsbruck gibt es fortan also vier Angebote. Linz bietet vorerst nur 60 Plätze an - allerdings noch nicht in Linz selbst, sondern beim Kooperationspartner Medizin-Uni Graz. Die eigentliche Ausbildung in Linz startet 2016/17. Ab diesem Semester sollen 120 Studenten zugelassen werden. Erst 2022/23 soll es mit Linz 300 zusätzliche Anfängerplätze geben (derzeit 1560). Kooperationen und ein Wechsel der Studenten von Graz oder einer laut 15a-Vereinbarung "anderen österreichischen universitären Einrichtung" nach Linz ist auch in Zukunft vorgesehen. Schwerpunkte werden die klinische Altersforschung und Versorgungsforschung sein.

Das Aufnahmeverfahren, das am 1. März mit der Internet-Voranmeldung (www.medizinstudieren.at) startet, wird gemeinsam mit den drei bestehenden Medizin-Unis durchgeführt. Der Test der Linzer Fakultät findet in Linz und nicht in Graz statt. Das Studium wird im Gegensatz zu den drei anderen Unis (Diplomstudium) im Bachelor-Master-System organisiert, einschließlich eines darauf aufbauenden PhD-Studiums. Abgeschlossen wird mit dem "Dr.med.univ.".

Salzburg zerknirscht

Was Oberösterreich freut, sorgt im Nachbarland Salzburg für Zähneknirschen: Seit der Gründung der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU, ein Semester kostet die Studenten rund 5000 Euro) in der Stadt Salzburg vor bald elf Jahren kämpft das Land um Geld vom Bund.

Im Zuge der Gespräche um die Medizin-Fakultät in Linz hatte Salzburg sogar mit einem Gang zum Verfassungsgerichtshof gedroht. Landeshauptmann-Stellvertreter Christian Stöckl pocht im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" noch einmal auf eine Mitfinanzierung bei der Medizinerausbildung und eine Abgeltung des klinischen Mehraufwands an der PMU. Wird das bezahlt, könne sich Salzburg vorstellen, "den Anspruch auf die Errichtung einer staatlichen Medizinfakultät nicht mehr geltend zu machen".