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Und immer wieder Kuli - unvergessen & unerreicht. Zu seinem 80er brachte die ARD vorige Woche "Fast ein Selbstporträt". Wir ihm Mitte der sechziger Jahre Verfallenen sahen uns in den Glanzlichtern seiner show-meisterlichen und schauspielerischen Auftritte in der Rolle des bestens unterhaltenen TV-Konsumenten selber wieder. Man liebte ihn, hing an seinen Lippen, hatte seine Stimme - die des brummigen Seebären - jederzeit im Ohr und behielt seine klugen Sager im Gedächtnis. Man konnte über seine Wortspenden leise schmunzeln und hell auflachen; Herz und Hirn wurden reichlich versorgt und beschenkt. Können Sie sich ein ähnliches Verhältnis zu Reich-Ranicki, Schmidt, Raab, Zilk, Frau Vera oder Herrn Moik vorstellen?
Bei Gottschalk stört allein schon das pyjamahafte G'wandl in allen (un)möglichen Schattierungen; dazu der unkontrollierte Redeschwall. Kuli sprach zwar auch alles andere als ungern, doch er leistete sich immer wieder die schöpferische Nachdenkpause. Wenn er so auf den Boden schaute und die Stirn kräuselte, wusste man, dass wieder Wohlüberlegtes aus der Tiefe seiner Gedankengänge und seines Herzens im Anflug war.
Er, der erfolgreichste Showmaster der deutschsprachigen TV- Geschichte, war ein Mann vom besten alten Schlag: ein unterhaltsamer Volksbildner und ein mit Witz & Weisheit gesegneter Entertainer. Heute reicht allein Sepp Forcher an ihn heran. Auch er ist ähnlich Kulenkampff so eine Art Erklärbär: Der kann uns was erzählen, brummt uns, wenn es ihn juckt, seine ureigene Meinung und ragt durch Geistesgegenwart und Stil aus den Flachgauen der zeitgenössischen TV-Tiefebene turmhoch heraus.