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In Österreich gibt es genug Strom

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

In Österreich ist die Versorgungssicherheit bei Strom trotz anhaltender Hitze nicht gefährdet. Dies betont Herbert Landrichter, Geschäftsführer der Handelsgesellschaft der EnergieAllianz, e&t. "Auch bei weiter steigenden Temperaturen auf über 40 Grad Celsius wird es nach menschlichem Ermessen zu keiner Energieverknappung kommen." Mit dem "thermo-hydraulischen Verbund" sei Österreich gegen die Risken extremer Wetterereignisse in bester Weise abgesichert und könne noch Strom ins benachbarte Ausland exportieren.


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Während in einigen europäischen Ländern Engpässe in der Stromversorgung herrschen und die Bevölkerung zum sparsamen Einsatz von Energie angehalten wird, besteht in Österreich kein Grund zur Sorge: "Der thermo-hydrauliche Verbund, das koordinierte Zusammenspiel zwischen Gas-, Kohle und Wasserkraftwerken, hat sich bewährt." Für Landrichter sind die heimischen Versorger mit diesem einzigartigen Asset weit entfernt von den Problemen, welche europäische Kollegen mit ihren Kohle- und Atomanlagen haben.

Großhandelspreise sind im Höhenflug: 300 Euro je MWh

Derzeit wird in Österreich auf alle thermischen Kraftwerke zurückgegriffen, und diese laufen auf Hochtouren. "Zwar gibt es beim Kühlwasser durch die erwärmte Donau (fast 23 Grad Celsius) eine Einschränkung von 5%, doch die ist marginal im Vergleich zu jener in Deutschland, die zwischen 50% und 70% liegt. "In der Branche kursieren Gerüchte, wonach dies 30 bis 40% weniger Strom bedeutet."

Die Folge dieser derzeitigen europaweiten Stromverknappung sind extrem gestiegene Preise an den beiden Strombörsen in Leipzig (EEX) und Graz (EXAA). Dort erlebt die Energie wahre Höhenflüge. Der Spitzenwert wurde gestern um 9 Uhr mit fast 300 Euro für die Megawattstunde (MWh) an der Grazer Strombörse erreicht. Leipzig schloss gestern mit 73 Euro pro MWh. Speziell ist die Situation in Amsterdam, wo gestern Preise für Spitzenenergie von 600 Euro pro MWh erzielt wurden. Auch das Geschäft zwischen den Versorgern bringt jenen, die noch über genügend Energie verfügen, satte Erträge. Hier konnten zwischen 200 bis 250 Euro verlangt werden. Der Durchschnittspreis für das Jahr 2003 liegt bei 28 Euro. "Die Angebotssituation ist äußerst angespannt." Und alle, die sich schon voriges Jahr über Termingeschäfte rechtzeitig mit günstiger Energie eingedeckt haben, sind jetzt im Vorteil. Auch die Kraftwerksbetreiber wollen heute schon wissen, mit welchen Preisen sie rechnen können. Dies verlangen die Aktionäre.

Insgesamt sind die Großhandelspreise an der Börse um 20 bis 25% gestiegen. Die Terminpreise für 2004 sind von 24 auf 29 Euro je MWh gestiegen. Das wird sich in weiterer Folge auf die Strompreise für die Endverbraucher auswirken.

Versorgungssicherheit ist absolute Priorität

Trotz der guten Erzeugungssituation in Österreich würden die Erzeuger nicht "auf Teufel komm raus" Strom produzieren und auf den Markt bringen, erklärt Landrichter. "Die Versorgungssicherheit ist das oberste Ziel." Weder die Wasserspeicher noch die Gasreserven dürften mutwillig angezapft werden, um jetzt ein gutes Geschäft zu machen. Auch im Herbst und Winter muss genügend Strom vorhanden sein. "Die gute Exportsituation wird nicht ausgenutzt, aber wenn Überkapazitäten vorhanden sind, wird auch ans Ausland verkauft." Alle Betreiber von Speicherkraftwerken könnten vom Markt profitieren.

Manche Speicherkraftwerke können sich der Wassermengen gar nicht mehr erwehren. So steigt durch das Schmelzen der Pasterze der Wasserspiegel im Margaritzenspeicher (Mölltal) täglich um 1,4m. Und mittlerweile läuft das Hochwasser schon über den Speicher.

Seit der Strommarktöffnung sind die Preise sehr volatil, Ausreißer nach unten und oben sind die Normalität. Nach den niedrigen Preisen der letzten zwei Jahre ist künftig mit dem Gegenteil zu rechnen.