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Nachfrage größer als Angebot. | Gerüchte über Spekulationskäufe. | Warschau/Wien. Polen gehen die Ziegel aus. Und die Preise für Baumaterial schnellen in die Höhe. Die Nachfrage der schnell wachsenden Bauwirtschaft übersteigt das Angebot: "Der Markt ist heiß", wie es Unternehmer formulieren.
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Laut dem Marktforscher Euroconstruct gab es in Polen im Vorjahr rund 125.000 Baubeginne, an die 30 Prozent mehr als 2005. Da aber die Industrie in den vergangenen Jahren - in denen der Markt noch rückläufig war - nicht stark investiert hat, kommt es nun zu Kapazitätsengpässen.
Auch der österreichische Konzern Wienerberger, in Polen wie weltweit der größte Ziegelhersteller, kommt mit der Produktion in Polen nicht nach. Stattdessen importiert er dorthin Material aus der näheren Umgebung: aus Werken in Deutschland, Tschechien und der Slowakei. Bis 2008 will das Unternehmen 80 Millionen Euro in Polen investieren - etwa in den Bau eines neuen Ziegelwerks.
Von einer Explosion auf dem Markt will Wienerberger-Sprecher Thomas Melzer im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" dennoch nichts wissen. Denn das Wachstum in Polen gehe von einem vergleichsweise niedrigen Niveau aus, erklärt er. Die Zahl der Baubeginne pro 1000 Einwohner liege etwas über 3; in Westeuropa ist sie noch immer fast doppelt so hoch. "Erst im Vorjahr hat es einen Wachstumssprung gegeben, in den Jahren zuvor ist zu wenig gebaut worden", sagt Melzer.
Die in Polen ausbrechende Panik scheinen aber einige Firmen für Spekulationskäufe zu nutzen. Ziegel und Zement werden gelagert und der Verkauf werde verzögert, um die Preise in die Höhe zu treiben, zitiert die polnische Zeitschrift "Polityka" einen Unternehmer. Das Amt für Konkurrenz- und Konsumentenschutz ermittle bereits wegen möglicher Preisabsprachen unter Baustoff-Produzenten und -Händlern.