Regelmäßig türmen sich in der bulgarischen Hauptstadt Sofia die Müllberge. Das Problem ist eine Deponie am Stadtrand, die von protestierenden Anrainern blockiert wird. Der niederösterreichische Versorger EVN plant daher die Errichtung einer Müllverbrennungsanlage.
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Derzeit plagen Bulgarien die Hochwasserfluten im Osten des Landes, von denen 10.000 Menschen betroffen sind. Doch abseits von Naturkatastrophen machen den Bulgaren die wachsenden Müllberge zu schaffen.
Regelmäßig blockieren Anrainer am Rand von Sofia die Zufahrt zur einzigen Deponie, da sie um ihre Gesundheit fürchten. Denn die Müllberge reichen mittlerweile bedrohlich nah an das Wohngebiet, obwohl ein Abstand von drei Kilometern vorgesehen wäre. In Sofia werden pro Tag 1.000 Tonnen Abfall produziert und die Müllabfuhr ist während der Blockaden außer Stande den Unrat zu beseitigen. Somit versinkt die 1,3 Millionen-Stadt regelmäßig im Müll.
Was die Einwohner ärgert, ist für die EVN, die Anfang des Jahres in Bulgarien zwei Stromverteiler erworben hat, eine große Chance. Denn mit Strom als einzigem Standbein geben sich die Niederösterreicher nicht zufrieden, sie wollen auch bei Müllentsorgung, Fernwärme sowie Wasserver-- und -entsorgung einsteigen.
Der Stadtverwaltung in Sofia wurde seitens der EVN bereits angeboten, eine Müllverbrennungsanlage zu errichten. Diese soll im Rahmen des Förderprogramms ISPA von der EU mitfinanziert werden. Auf dieselbe Weise könnten zwei weitere Anlagen in Mittel- und Nordbulgarien entstehen, die Verhandlungen laufen. An allen drei Projekten ist die EVN interessiert.
Auch das Wassergeschäft reizt den Versorger, obwohl die Infrastruktur in einem schlechten Zustand ist. So geht mehr als die Hälfte des Trinkwassers durch lecke Leitungen verloren. Außerdem verfügt Bulgarien in Vergleich zu anderen europäischen Ländern über geringe Trinkwasserreserven. Auch die Abwasserentsorgung ist extrem mangelhaft, 67% der Bevölkerung sind an die Kanalisation und nur 40% an Kläranlagen angeschlossen.
Zudem spitzt die EVN auf die Privatisierung einiger Kraftwerke und des Fernwärmenetzes. Beide Vorhaben wurden vor den Wahlen auf Eis gelegt. Am Sonntag einigten sich die Sozialisten über eine Koaliton mit der Nationalen Bewegung und der Partei der türkischen Minderheit. Sergej Stanischew, der Vorsitzende der Sozialisten, wurde am Montag von Staatspräsident Georgi Parwanow mit der Regierungsbildung beauftragt. Die EVN hofft nun, dass die neue Regierung den Privatisierungskurs fortsetzt.