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"In Syrien greifen beide Seiten auf immer brutalere Taktiken zurück"

Von Klaus Huhold

Politik

UN-Kommissarin für Menschenrechte fordert mehr Hilfe für Kinderflüchtlinge.


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"Wiener Zeitung": Bringt der Arabische Frühling die Menschenrechte voran?Kyung-wha Kang: Ich glaube, vor allem auf lange Sicht wird der Arabische Frühling den Menschenrechten einen Aufschwung verleihen. Aber die Konsequenzen beschränken sich nicht auf die arabischen Länder, sondern betreffen auch politische Führer in anderen Staaten. Sie haben nun die Botschaft erhalten, dass sie ihre eigene Politik im Sinne von Menschenrechtsstandards gestalten müssen.

Syriens Präsident Bashar al-Assad scheint diese Botschaft aber nicht vernommen zu haben.

Die meisten Akteure haben unterschätzt, zu welcher Brutalität die syrische Regierung bereit ist, um an der Macht zu bleiben. Die Gewalt ist vonseiten der Regierung immer mehr gestiegen, sie greift auf schwere Waffen, Panzer und Flächenbombardements zurück. Aber auch die Rebellen sind immer stärker bewaffnet und besser organisiert. Beide Seiten greifen auf immer brutalere Taktiken zurück. Den Preis zahlt die Zivilbevölkerung, die getötet und verletzt wird.

Sehen Sie einen Ausweg aus diesem Konflikt?

Es ist traurig und frustrierend, dass beide Seiten anscheinend auf Gewalt anstatt auf Dialog setzten, um diesen Konflikt zu lösen. Die internationale Gemeinschaft muss nun mit einer Stimme sprechen und beide Seiten zu Verhandlungen drängen.

Schon jetzt sind ja hunderttausende Syrer in die Nachbarländer geflohen. Wie ist derzeit die Lage der Flüchtlinge?

Ein großer Teil der Flüchtlinge, etwa zwei Drittel, sind Kinder und Jugendliche, die jünger als 18 Jahre alt sind. Sie sind vollkommen traumatisiert, und viele von ihnen sind ohne Begleitung von Erwachsenen, es braucht hier spezielle Maßnahmen. Die an Syrien angrenzenden Länder sind überfordert und benötigen Unterstützung von der internationalen Gemeinschaft. Die Sorge um den Schutz von Kindern und um Kinderrechte wird mit jedem Tag dringlicher.