Handelsbetriebe sollen verpflichtend Tiefgaragen bauen. Die Fläche soll mehrfach genutzt werden.
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Innsbruck. Wer kennt sie nicht, die einstöckigen Supermärkte mit ihren riesigen Parkflächen vor der automatischen Schiebetüre. Diese Bauweise war früher absoluter Standard. Inzwischen gilt sie in Städten wie am Land als reine Platzverschwendung.
Die Gründe dafür liegen auf der Hand: einerseits die Wohnungsnot in den stetig wachsenden Großstädten. Andererseits wird es dort auch nicht mehr gern gesehen, in die letzten grünen Lücken zwischen zwei Häusern noch einen Supermarkt hineinzuquetschen. Aber auch oder vor allem das Land hat mit der "Zubetoniererei" zu kämpfen. Laut einer Studie des Umweltbundesamts wird in Tirol jeden Tag die Fläche eines Fußballfeldes mit Siedlungen, Straßen, Freizeitanlagen, Gewerbegebieten und Einkaufszentren zugepflastert. Wenn das so weitergeht, so die Warnung, dann sei das Inntal bis 2050 zugebaut. Durch das großteils unverbaubare Gebirge wird die freie Fläche zum knappen Gut.
In Tirol nimmt man sich deswegen nun die Handelsbetriebe vor. Künftig wird dort bei Neubauten mit einer Verkaufsfläche von 300 bis 600 Quadratmetern eine Tiefgarage oder ein Parkdeck vorgeschrieben, um Platz zu sparen.
In der Regel würden Handelsketten die angeführte Kundenfläche voll ausnutzen, der Parkplatz sei allerdings noch einmal um ein Vielfaches größer, der Flächenverbrauch dadurch enorm, heißt es aus dem Büro des für Raumplanung zuständigen Landesrats Johannes Tratter (ÖVP). Ein entsprechender Gesetzesentwurf soll im Juli in den Tiroler Landtag eingebracht werden.
Um die Grundstücksfläche optimal zu nutzen, sind beim Bau weitere Stockwerke in die Höhe zur Mehrfachnutzung erwünscht, etwa für Wohnungen oder andere Dienstleistungsbetriebe. Hier sollen künftig Supermarktketten mit Wohnbaubetrieben enger zusammenarbeiten.
In Frankfurt ist diese Idee bereits gelebte Praxis. Dort wurden auf das Dach eines Rewe-Supermarkts 27 Wohnungen draufgestülpt. Darunter befindet sich eine Tiefparkgarage. Andere Handelsketten ziehen bereits nach, der deutsche Lebensmittelhändler Norma baute in Nürnberg etwa einen vollwertigen Kindergarten für 48 Kinder auf sein Flachdach.
Der Forschungsbereichsleiter für Bodenpolitik und Bodenmanagement an der Technischen Universität Wien, Arthur Kanonier, sieht den Tiroler Vorstoß als richtigen Schritt. "Bei Flächenfressern wie Supermärkten macht es Sinn, dass sie kompakter gebaut werden müssen."
Die Nutzungskonkurrenz der Fläche sei in Tirol derart groß, der Dauersiedlungsraum an der Gesamtfläche betrage lediglich zwölf Prozent. Das Land Tirol revidiert sogar auf vier Prozent, weil weiterhin Platz für Straßen, Wohnen, Gewerbe, Industrie und Erholung gebraucht werde.
Der Bau könnte teurer werden
Für Handelsketten werde der Bau eines Supermarkts aber wohl künftig teurer. Es sei ein Unterschied, ob ein grünes Flachstück für einen Parkplatz betoniert werde oder eine Tiefgarage errichtet werden müsse, so Kanonier. "Damit hat die Wirtschaft natürlich keine Freude."
Die Wirtschaftskammer ist den Tiroler Plänen gegenüber recht locker. "Wir sind sehr offen für diese Dinge", sagt Martin Wetscher, Obmann der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer zu "orf.at". "Teilweise kommt der Wunsch ja von den Händlern selbst, dass man Mehrfachnutzungen macht." Bisweilen sei das teilweise nicht genehmigt worden. Die Mehrfachnutzung sei zudem auch überall möglich. Man müsse aufpassen, "wo man Wohnungen über einem Fachgeschäft oder einem Lebensmittelhändler baut und ob es die Gemeinde überhaupt will".