Ist es nicht ziemlich verlogen, über Trump den Kopf zu schütteln und ohne mit der Wimper zu zucken, das siebte Paar Turnschuhe zu kaufen?
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Freunde, die übers Wochenende schnell mal nach Barcelona jetten. Kollegen, die sich ihren Kaffee im Plastikbecher aus dem Automaten ziehen. Eltern, die Leitungswasser in Petflaschen kaufen. Vor dem Fenster kratzt die Lufttemperatur an der 40-Grad-Marke. Hunderte Bauern bangen um ihre Ernte. Das Great Barrier Riff stirbt. In Afrika verdursten Tausende. Die Pole schmelzen.
Warum? "Weil die Kohlekraftwerke der Welt viele Milliarden Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre blasen", sind sich Freunde, Kollegen, Eltern einig. "Weil mächtige, geldgierige Männer an den Hebeln der Welt sitzen." Sicher, sie sind ja auch schuld. Schuld, dass immer noch Kohle verheizt wird. Schuld, dass nichts gegen den Autoverkehr unternommen wird. Schuld am Klimawandel. Einer von ihn leugnet ihn sogar.
Aber leugnen wir den Klimawandel nicht auch? Ist es nicht ziemlich verlogen, über Trump den Kopf zu schütteln und ohne mit der Wimper zu zucken, das siebte Paar Turnschuhe zu kaufen? Seltsamerweise scheint das niemanden so wirklich zu jucken. Wir konsumieren munter weiter, während die Welt den Bach runter geht. Wir verzichten auf nichts. Es ist uns zur Gewohnheit geworden, alles zu kaufen, was wir uns leisten können. Konsum ist ein Teil unserer Kultur, ein Teil unserer Identität. Er ist Hobby, er ist Erlebnis. Konsum erfüllt nicht mehr den Zweck, etwas Notwendiges zu kaufen, sondern etwas Sinnloses zu besitzen. Die Nachfrage bestimmt das Angebot schon lange nicht mehr.
Der Kapitalismus hat gewonnen. Seine Mechanismen generieren Bedürfnisse, die wir eigentlich gar nicht haben. Sie lassen uns glauben, es sei normal, Wasser nicht mehr aus der Leitung zu trinken, sondern es abgepackt zu kaufen. Sie lassen uns glauben, es sei besonders mondän, Kaffee aus dem Wegwerfbecher von Starbucks zu trinken. Sie lassen uns glauben, es wäre notwendig, das neueste I-Phone zu besitzen. Dabei ist das alles ziemlich verrückt.
Immerhin versuchen wir die Verrücktheit zu legitimieren. Wir recyceln unseren Müll. Wir kaufen Bio. Wir kaufen Fairtrade. Das verhindert vielleicht Schuldgefühle, kompensiert unser Kaufverhalten jedoch nicht. Eine Reduktion des Konsums fällt den allerwenigsten ein. Und wenn, werden sie schnell als Spinner abgestempelt. Ökoextremisten, die auf Plastik verzichten. Fortschrittsverweigerer, die mit einem Handy mit Tasten telefonieren.
Simpler Verzicht wäre jedoch ein Schritt zurück zur alten Logik des Marktes: "Die Nachfrage bestimmt das Angebot". Denn die Rechnung ist einfach: Der mächtige, geldgierige Mann wird kein Leitungswasser mehr abfüllen, wenn es schlicht und einfach niemand kauft.