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In Wien gehen die Uhren anders

Von Werner Michael Szabó

Wirtschaft

Der Wiener Aktienmarkt hat sich von der Entwicklung der internationalen Börsen abgekoppelt und setzte in dieser Woche seinen Höhenflug unbeirrt weiter fort. Die ersten veröffentlichten Zahlen für das Geschäftsjahr 2004 und auch die Quartalsergebnisse sorgten für gute Stimmung unter den Investoren.


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Das starke Interesse für österreichische Dividendenpapiere kam auch in den lebhaften Umsätzen der letzten Tage deutlich zum Ausdruck, die bislang die höchsten in diesem Jahr waren.

An der Wiener Börse gehen die Uhren etwas anders als an den anderen Aktienmärkten. In Wien wurde der Rede des Chairman der Federal Reserve Alan Greenspan vor dem Ausschuss im US-Repräsentantenhaus weniger Gewicht beigemessen als an den meisten anderen Börsen. Vor allem der Hinweis von Greenspan auf die Problematik des US-Defizits schürte die Sorgen der Investoren. Auf dieses Problem haben vor dem Fed-Chef aber schon viele Experten hingewiesen. Wenn aber Greenspan die selben Worte in den Mund nimmt, dann werden sie offensichtlich von den Märkten stärker beachtet.

Höchst erfreulich für die Wiener Börse ist das wieder in Gang gekommene Karussell der Börsengänge. Derzeit läuft das Angebot des Biotech-Unternehmens Intercell, dessen Aktien ab 28. Februar im prime market notieren sollen. Der nächste Börsengang ist die Eco Business Immobilien AG. Damit soll es aber noch lange nicht zu Ende sein, denn in der sogenannten Pipeline befinden sich noch einige Börsekandidaten. Die Neuzugänge sind erfreulich und auch höchst notwendig, denn immerhin verschwinden auch einige Titel wieder. So etwa steht der Rückzug der VA Tech bevor, die mit 21. Februar bereits aus dem ATX gestrichen wird. Auch kleinere Werte, wie Bank Burgenland und igm, bereiten den Börsenrückzug vor.

Der Leitindex ATX markierte in den letzten zwei Wochen fast tagtäglich neue historisches Höchststände. Im Wochenabstand stieg der ATX um 2,85% auf 2.661,04 Punkte und schloss damit nur knapp unter dem neuen historischen Hoch von 2.661,27. Der WBI als Indikator für den Gesamtmarkt überschritt erstmals in der Geschichte die 1.000-Punkte-Marke und beendete die Woche mit 1.006,69 Zählern um 2,21% über der Vorwoche.

Im prime market zählten in der vergangenen Woche BETandWIN.com (+10,1%), Constantia Packaging (+8,2%), OMV (+8%), Schoeller-Bleckmann (+7,8%), voestalpine (+5,3%) und Verbund (+4,9%) zu den Top-Gewinnern. Schoeller-Bleckmann hat ausgezeichnete Zahlen vorgelegt und findet auch weiterhin ein gutes Marktfeld in der Ölserviceindustrie vor. Der Titel scheint außerdem ein heißer Kandidat für die Aufnahme in den ATX zu sein. Der hohe Ölpreis hat auch OMV weiter nach oben gespült. Erfreulich auch, dass der heimische Ölkonzern ein klares Bekenntnis zur Wiener Börse abgelegt hat und in Frankfurt und München das Delisting beantragte. Böhler-Uddeholm (+4,1%) hat nach vorläufigen Zahlen das Jahresergebnis nahezu verdoppelt und hebt die Dividende kräftig an. Außerdem bekommt die Aktie mehr Phantasie durch die geplante Übernahme der Buderus-Edelstahlsparte. Auch beim Verbund sorgten das ausgezeichnete Ergebnis und die Dividendenanhebung für neuen Schub und ließen die Aktie auf ein neues Allzeithoch klettern. Im standard market continuous kletterte Lenzing um 7,5% auf die neue Rekordmarke von 212,80 Euro.

Auf der Verliererseite fanden sich neuerlich JoWooD (-10,8%), die sich in Richtung Penny Stock bewegen, sowie Austrian Airlines (-4,2%), Agrana (-3,6%), UIAG (-2,7%), Mayr-Melnhof (-2,3%) sowie Wolford und Andritz (jeweils -2,2%).

Werner M. Szabó ist Redakteur der Zeitschrift "bankundbörse"