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"Ein wichtiger Schritt vorwärts". | Ruttenstorfer will bald Klarheit über mögliche Auflagen. | Wien/Brüssel. Die OMV hat den von ihr geplanten Zusammenschluss mit der ungarischen MOL bei der Wettbewerbsdirektion der EU-Kommission förmlich angemeldet - "ein wichtiger Schritt vorwärts", wie die OMV am Freitag mitteilte. Derzeit halten die Österreicher rund 20,2 Prozent der MOL-Aktien, in "zwei bis drei Jahren" will OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer die Fusion zum größten zentraleuropäischen Energiekonzern unter Dach und Fach haben - mögen sich die Budapester Manager noch so sträuben.
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Das Ergebnis der sogenannten Phase 1 des Zusammenschlussverfahrens sollte bis 6. März vorliegen, hieß es am Freitag aus dem Büro von EU-Wettbewerbskommissar Charlie Mc Creevy. Sollte eine vertiefte Prüfung notwendig werden, würde dies weitere 90 bis 105 Arbeitstage in Anspruch nehmen.
Spätestens Anfang Juni will Ruttenstorfer Klarheit darüber haben, ob sein Plan zur Übernahme des ungarischen MOL-Konzerns aufgeht. Dann wird feststehen, ob und welche Auflagen Brüssel verlangt, damit die Wettbewerbshüter einer Fusion der beiden Energiekonzerne zustimmen. Seine Deckung behält der OMV-Chef oben: Jetzt schon zu verraten, wo die Schmerzgrenze liegt, an der seine MOL-Pläne scheitern würden, "wäre ungeschickt", sagte Ruttenstorfer am Freitag.
Von ungarischer Seite war in der Vergangenheit wiederholt argumentiert worden, dass bei einer Fusion von MOL und OMV wohl die OMV-Raffinerie in Schwechat verkauft werden müsste. In Wien hält man das für Schwarzmalerei: Schlimmstenfalls müssten Kapazitäten in geringerem Umfang Mitbewerbern zur Verfügung gestellt werden.
Am ursprünglichen Zeitplan für die MOL-Übernahme hat sich für Ruttenstorfer nichts geändert: Schon im Sommer 2007 habe man erklärt, dass der ganze Prozess zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen werde.
Ausweichmanöver der MOL, wie etwa der 10-Prozent-Einstieg der tschechischen CEZ sind in diesem Zeitplan "schon inkludiert", so der OMV-Chef. Die OMV werde jedoch ihr Ziel unbeirrt und Schritt für Schritt weiter verfolgen - und "wir werden auch ein aktiver und kritischer Shareholder bei der Hauptversammlung sein". Sein Kalkül: Billigt die EU die Fusion mit geringen Auflagen, wird der Druck der restlichen Aktionäre auf das MOL-Management, das derzeit rund 40 Prozent der Aktien direkt oder indirekt kontrolliert, überwältigend.
Seine Botschaft: Der Preis der MOL-Aktie liege derzeit bei rund 23.000 Forint, die OMV beabsichtige, 32.000 Forint zu bezahlen. "Das ist 40 Prozent Aufschlag und nicht nur für die Aktionäre wertschaffend, sondern auch für die beiden Unternehmen."
Denn gemeinsam könnte man sich gegen neue Konkurrenten aus dem Osten besser durchsetzen - etwa gegen die russische Gazprom, die soeben die Übernahme des serbischen NIS-Konzerns besiegelt habe. Ein Zusammenschluss von OMV und MOL würde auch bedeuten, dass große Projekte wie etwa die Nabucco-Gaspipeline zur Sicherung der Energieversorgung Europas leichter umgesetzt werden könnten.