Debra Haaland könnte für Premiere sorgen.
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In den US-Kongress haben es die Menschen, die ursprünglich in Amerika lebten, nur selten geschafft. Gerade einmal 21 Indianer beziehungsweise Amerikaner mit indigenen Wurzeln sind in der Geschichte der USA ins Parlament eingezogen, seit sich dieses 1789 zum ersten Mal formiert hat. Eine magere Ausbeute für den Kongress, der heute 100 Senatoren und 435 Abgeordnete umfasst. Bedenkt man, dass davon derzeit gerade einmal ein Fünftel Frauen sind (was übrigens ein Allzeithoch ist), dann regt Debra Haaland umso mehr zum Träumen an. Sie könnte nämlich die erste indigene Frau werden, die Einzug in das Kapitol in Washington hält. Vor kurzem gewann die 57-Jährige die Vorwahl der Demokraten, um im Herbst als Kandidatin für den Abgeordnetensitz des 1. Bezirks von New Mexico anzutreten. Dabei schlug sie nicht nur ihre lateinamerikanischen Konkurrenten, sondern schaffte es auch noch, eine breite Koalition aus Afroamerikanern, Muslimen, jungen Latinas und Weißen hinter sich zu vereinen. Die Stimmen der Indigenen, die zu zehn Prozent die Bevölkerung New Mexicos ausmachen, dürften ihr ohnedies gewiss sein. Setzt sie sich doch unter anderem vehement für die Ureinwohner der USA ein. Haaland stammt vom Laguna Pueblo. Ursprünglich war ihr Stamm matriarchal ausgerichtet. Die Stammeszugehörigkeit und Besitztümer wurden über die Frauen weitergegeben. Das änderte sich irgendwann, bis es in den späten 1990er Jahren Frauen in Laguna untersagt war, für ein Amt des Dorfes zu kandidieren. Das änderte Haaland. Sie unterstützte eine Freundin dabei, diese Praktik vor einem Stammesgericht anzufechten. Ein Referendum machte dem Ausschluss von Frauen schließlich ein Ende. Haaland repräsentiert den progressiven Flügel der Demokraten. Sie ist für Abtreibung, für Immigration, für allgemeine Gesundheitsvorsorge und will dass fossile Brennstoffe dort bleiben, wo sie sind: in der Erde. Die Forderungen kommen nicht von ungefähr. 2008 arbeitete sie in der Wahlkampagne des späteren Präsidenten Barack Obama. 2015 wurde sie zur demokratischen Parteichefin New Mexicos gewählt. Vor ihrer politischen Karriere hat sie sich aus bescheidenen Verhältnissen emporgearbeitet. Im Alter von 34 wurde sie alleinerziehende Mutter einer Tochter. Da hatte sie gerade ihr Studium in englischer Philologie absolviert. Sie arbeitete in der Verwaltung indigener Pueblos und studierte Jus, was sie 2006 absolvierte. Ihren nordischen Nachnamen hat sie ihrem Vater zu verdanken. Der Mann mit norwegischen Wurzeln war ein für seine Tapferkeit ausgezeichneter Soldat der US-Marines, der im Vietnamkrieg gedient hat. Ihre Mutter ist eine Indigene, die in der amerikanischen Marine gedient hat.