Vier neue Leichtwasserreaktoren. | Gemeinsamer Bau von Flugzeugen. | Neu Delhi/Wien. US-Präsident George W. Bush hat es im vergangenen Jahr vorgemacht, jetzt tut es ihm sein russischer Kollege Wladimir Putin gleich: Er sucht verstärkte Kooperation im Nuklear- und Rüstungsbereich mit dem nach Bevölkerungszahl zweitgrößtem Land der Erde, mit Indien.
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Zum Abschluss seines zweitägigen Besuches in Neu Delhi nahm Putin an den Feiern zum Tag der Republik teil, mit dem Indien der Verabschiedung seiner Verfassung am 26. Jänner 1959 gedenkt. Bei der großen Parade wurden neben Truppen, Panzern und Flugzeugen auch jene Überschall-Marschflugkörper namens BrahMos (nach den Flüssen Brahmaputra und Moskwa) präsentiert, die in einem Joint-Venture von Indien und Russland entwickelt wurden. Nun soll ein Militärtransportflugzeug und vermutlich auch bald ein Kampfjet gemeinsam entwickelt werden, sehen die vier unterschriebenen Rüstungsabkommen vor. Mehr als 70 Prozent des indischen Waffenarsenals stammen aus russischer Produktion oder Koproduktion. Das Land hat bis zum Ende des Kalten Krieges 1989 enge Beziehungen zur Sowjetunion unterhalten.
Auch um diese Bindungen weiter aufzuweichen und ein Gegengewicht zu China zu schaffen war Bush im Vorjahr nach Indien gereist. Damals war er auch in der Heimat dafür kritisiert worden, dass die Vereinbarung über eine Nuklearkooperation mit Indien die Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen aufweiche. Zuvor war nämlich Indien seit seinen Atombombentests mit einem Bann für westliche Nukleartechnologie belegt, weil es dem Atomwaffensperrvertrag nicht beitreten will.
Russland hatte keine solchen Berührungsängste: Schon jetzt arbeitet es an zwei Kernreaktoren mit, in Zukunft soll es vier weitere Leichtwasserreaktoren bauen. Putin will sich denn auch für ein Ende des Nuklearboykotts einsetzen, und Indiens Ministerpräsident Manmohan Singh erklärte, die Zusammenarbeit in der Nuklearenergie entwickle sich zum wichtigsten Aspekt der strategischen Partnerschaft mit Russland.
Politische Analysten werten solche Aussagen als den Versuch Neu Delhis, nicht als Handlager der USA dazustehen. Die Annäherung an Washington stieß auch im eigenen Land auf Kritik, jetzt will man das Bemühen um ein Gleichgewicht demonstrieren.
Ein Hindernis für die russisch-indische Partnerschaft ist allerdings die mangelnde Zusammenarbeit im privatwirtschaftlichen Bereich. Der bilaterale Handel liegt bei bescheidenen drei Milliarden Dollar, Putin will ihn in drei Jahren auf 10 Milliarden Dollar hochschrauben.