Zum Hauptinhalt springen

Indigene Paraguays kämpfen um Land

Von Klaus Huhold

Politik

Experte: Widerspruch zwischen Recht und Realität. | Wien. "Die Landfrage ist für die Indigenen in Paraguay das dringlichste Problem", sagt der Jesuitenpater Bartomeu Melia, der schon 40 Jahre lang Sprache und Kultur der indigenen Bevölkerung erforscht. "Denn ohne Land gibt es keine Lebensgrundlage." Doch momentan würde der Großteil der Ureinwohner entweder landlos oder versprengt auf kleinsten Territorien leben.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Von den 6,5 Millionen Einwohnern Paraguays sind drei Prozent indigen. Diese besitzen zwar nach der Verfassung ein Recht auf ihre ursprünglichen Gebiete. "Doch es besteht ein großer Widerspruch zwischen den formalen Rechten und der Realität", betont Melia. Die Restitution des mittlerweile zumeist von Großgrundbesitzern besiedelten Landes werde kaum umgesetzt.

Entschädigung

Der Projektpartner der Dreikönigsaktion nannte bei einem Besuch in Wien das Beispiel der Ethnie der Enxet Sur. Deren Mitglieder lebten aus Protest gegen die verschleppte Landrückgabe zwölf Jahre lang unter Planen neben einer Landstraße. Schließlich klagten sie mithilfe einer NGO Paraguay vor dem interamerikanischen Gerichtshof. Sie erlangten eine Entschädigung von einer Million Dollar - doch bis heute warten sie auf ihr Land. Nun gibt es Pläne, dass der Staat für sie ungenutztes Land kauft. Diese Praxis sei nicht unüblich und vom Gesetz gedeckt, erklärt Melia. So umgehe Paraguay, Land zurückzuerstatten, auf dem sich Infrastruktur befindet.

Doch zumeist fehle selbst dafür das Geld. Zudem gäbe es auf staatlicher Ebene kein Bewusstsein für die Lage der Indigenen. Ganz im Gegenteil: "Der Staat Paraguay tritt dem Volk gegenüber noch immer wie eine Kolonialmacht auf", klagt Melia.