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Indigene planen grüne Partei

Von Alexander U. Mathé

Politik

Alberto Pizango will zur Wahl des Präsidenten antreten.


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Die indigene Bevölkerung spielt in der peruanischen Politik eine untergeordnete Rolle. Offenbar hat man es sogar mit japanischen Wurzeln leichter, eine Führungsposition zu erlangen, denn als Indio. Immerhin war der japanischstämmige Alberto Fujimori schon Präsident, während indigene Hoffnungsträger bis dato nicht in Sicht waren. Doch nun formiert sich in Peru eine Partei der indigenen Bevölkerung.

Der Anführer von 65 peruanischen Indiostämmen im Amazonas, Alberto Pizango, will sich den kommenden Präsidentschaftswahlen stellen. "Wir möchten die politische Agenda vorgeben, um unseren Planeten zu retten", gab Pizango als Ziel aus. Er sammelt derzeit Unterschriften für die Schaffung der Partei Aphu, die er im September offiziell ins Leben rufen will. Auf Ketschua bedeutet Apu so viel wie "Anführer" oder "Berggott", auf Spanisch steht die Abkürzung für "Alianza Para la Alternativa de la Humanidad" ("Allianz für die Alternative der Menschheit").

Dass die indigenen Völker plötzlich in die Politik drängen, wird dem Aufstieg des Indios Evo Morales in Bolivien zugeschrieben. Schaffte er es doch vom Anführer unzufriedener Koka-Bauern zum Präsidenten der Andenrepublik. Als solcher betreibt er seit Jahren eine sozialistische Politik der Verstaatlichung und des Schutzes der indigenen Rechte. Ihm unterstellen peruanische Regierungsmitglieder auch, Pizango fleißig zu unterstützen.

Eine ausschließliche Indio-Partei soll Aphu aber nicht werden. Vielmehr wird es eine Art grüne Fraktion zum Schutz der Natur im Allgemeinen und des Regenwaldes im Speziellen. An ihrer Spitze will Pizango nächstes Jahr bei den peruanischen Präsidentschaftswahlen antreten. Allerdings stehen ihm vorher noch drei Prozesse wegen Volksverhetzung ins Haus. Denn die Regierung in Lima wirft dem Indio-Anführer vor, letztes Jahr eine Revolte initiiert zu haben, bei der Stämme des Amazonas gegen Ölförderprojekte protestierten, die, wie sie erklärten, auf dem Land ihrer Ahnen geplant waren.

Weil die Polizei versuchte, eine Straßenblockade aufzulösen, kam es zur Konfrontation mit den Indios. Mehr als 30 Menschen starben, unter ihnen 24 Polizisten. Die Behörden versuchten Pizango festzunehmen, doch der flüchtete in die nicaraguanische Botschaft. Er beantragte politisches Asyl, erhielt es und wurde ausgeflogen, nachdem die peruanische Regierung zugestimmt hatte, wahrscheinlich froh, den Unruhestifter los zu sein.

Doch Ende Mai kehrte Pizango zurück. Er wolle sich dem Gericht stellen und seine Unschuld beweisen, sagte er. Nach einer Anhörung wurde Pizango vorerst unter Hausarrest gestellt.

Protest in Brasilien

Starken Widerstand der indigenen Bevölkerung bekommt derzeit auch die Regierung in Brasilien zu spüren. Dort führen die Ermordung von Häuptlingen und ein Staudammprojekt zu heftigen Protesten. 668 Quadratkilometer Land würden durch Letzteres überflutet und mehr als 20.000 Menschen müssten umgesiedelt werden durch die praktische Trockenlegung der "großen Schlinge" des Flusses Xingu.

Ihre verfassungsmäßigen Rechte auf Anhörung im Verfahren seien ihnen vorenthalten worden, klagen die betroffenen indigenen Völker.