)
Im Vorjahr gab es bei der Pensionsversicherungsanstalt 187.000 bewilligte Reha-Anträge.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 2 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Mit den Einschränkungen im ersten Corona-Jahr 2020 ist die Zahl der Rehabilitationsaufenthalte um 30 Prozent auf 140.000 bewilligte Anträge eingebrochen. Da wurden Reha- und Kuranstalten als Ausweichquartiere für Corona-Patienten benötigt. Im Vorjahr ist die Nachfrage trotz der Pandemie hingegen auf 187.000 gestiegen, heuer waren es bis Oktober schon 174.000. Mit diesen Zahlen und dieser Entwicklung unterstrich die stellvertretende Generalsdirektorin der Pensionsversicherungsanstalt (PVA), Canan Aytekin, am Donnerstag die Bedeutung der Reha zu Beginn eines zweitägigen Forums.
Das betrifft vor allem das Ziel, mit Rehabilitationsaufenhalten den vorzeitigen Abschied von Arbeitnehmern aus dem Berufsleben und damit krankheitsbedingte Frühpensionen zu verhindern. Erst in der Vorwoche hat Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) im Zuge der Budgetdebatte im Nationalrat betont, dass es ihm um einen späteren Pensionsantritt der Österreicher durch mehr "gesunde Jahre" im Beruf geht. Dadurch würde auch eine Dämpfung der Pensionskosten erfolgen.
Die PVA für Arbeiter und Angestellte ist nicht nur die mit Abstand größte Pensionsanstalt, sondern, was vielfach übersehen wird, auch Hauptträger der Rehabilitation. Diese ist zwar nicht billig, aber längerfristig jedenfalls günstiger als Frühpensionen mit jahrzehntelanger Auszahlung der Pensionen.
Bei dem Forum in Wien steht im Vordergrund, den von der Pensionsversicherung vorangetriebenen Wandel weg von der pomaligen Kur aufzuzeigen. "Wir bieten mit der Rehabilitation keine Wellness-Urlaube an", fasste es Aytekin für alle verständlich zusammen. Man gehe weg von der "Gießkanne", bei der bei einem Reha-Aufenthalt alles angeboten werde, hin zu einem individuellen Angebot und mehr Teilhabe der Patienten, hatte zuvor bereits PVA-Generaldirektor Winfried Pinggera erläutert.
Ambulante Reha auch während der Arbeitszeit
Einen der neuen Wege skizzierte danach Primarius Andreas Spary vom Zentrum für ambulante Rehabilitation Graz. Dort wird auf eine Kombination aus stationärem Aufenthalt und folgender ambulanter Behandlung gesetzt. Beispiel: Ein Reha-Patient wird zuerst für drei Wochen aufgenommen und macht danach vier Wochen mit ambulanter Betreuung weiter, wobei er gleichzeitig schon an seinen Arbeitsplatz zurückkehrt. Spary strich hervor, dass ein solches Modell auch für Arbeitgeber attraktiv ist, weil der Dienstnehmer dann beispielsweise nur eineinhalb Stunden täglich für das Rehaprogramm ausfällt. Diese Zeit gilt wie bei einem Arztbesuch. Das Unternehmen profitiert davon, dass ein gesundheitlich wieder hergestellter Beschäftigter - oft mit Erfahrung - länger zur Verfügung steht.
Gleichzeitig sollen künftig auch Möglichkeiten der Telemedizin verstärkt genützt werden. Diese kann gerade auch bei der Rehabilitation vermehrt zum Einsatz kommen.
Kammeramtsdirektor Johannes Zahrl machte in Vertretung von Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart auf den volkswirtschaftlichen Nutzen der Rehabilitation, mit der Frühpensionen vorgebeugt wird, aufmerksam. Rehabilitation gebe es aber nicht erst für Ältere: "Hier gibt es in Österreich deutlichen Aufholbedarf."
Ärztekammer will Abgeltung für Aussprache mit Patienten
Gleichzeitig erinnerte er an die langfristige Forderung der Ärztekammer, den Ärzten therapeutische Aussprachen höher abzugelten. Bisher gibt es eine Limitierung für derartige Gespräche mit Patienten bei Kassenärzten. Schon seit zwei Jahren wäre ein "moderner Gesamtvertrag" für die Ärztehonorare mit der Gesundheitskasse fällig.