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Größtes moslemisches Land wählt Staatsoberhaupt. | Amtsinhaber Yudhoyono Favorit. | Jakarta/Wien. Indonesiens Präsident Susilo Bambang Yudhoyono weiß anscheinend, wie er die Sympathien seiner Landsleute gewinnt: Er singt selbstkomponierte, rührselige Lieder und auch mit seinen Reden findet der Agrarökonom einen guten Draht zu den Wählern.
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Der Amtsinhaber ist laut Umfragen der große Favorit bei der Präsidentenwahl im größten moslemisch geprägten Land der Welt. Es scheint nur noch fraglich, ob ihm die 176 Millionen Wahlberechtigten gleich im ersten Durchgang heute, Mittwoch, die erforderlichen 50 Prozent für eine zweite fünfjährige Amtszeit gewähren, oder ob Yudhoyono in eine Stichwahl muss. Seinen Konkurrenten, dem Geschäftsmann Jusuf Kalla und der national-säkularen Politikerin Megawati Sukarnoputri, werden kaum Chancen eingeräumt.
Doch es sind nicht nur seine mit weicher Stimme vorgetragenen Schnulzen, die Yudhoyono populär machen. Viele Indonesier rechnen laut Beobachtern dem 59-Jährigen den Wirtschaftsaufschwung in den vergangenen Jahren hoch an. Selbst im globalen Krisenjahr 2008 betrug das Wachstum etwa sechs Prozent. Und für die Armen - noch immer leben Millionen Indonesier in Slums - startete Yudhoyono ein Programm, das rund 19 Millionen Familien jedes Monat direkte finanzielle Zuschüsse einbringt. Der Präsident wird auch nicht müde zu betonen, wem die Ärmsten diese Unterstützung zu verdanken haben.
Wenig Differenzen
Seine beiden Konkurrenten werfen Yudhoyono vor, zu sehr am internationalen Finanzkapital zu hängen und indonesische Interessen zu vernachlässigen. Sonst halten sich ideologische Differenzen in Grenzen. Der Wahlkampf war stark auf die Persönlichkeit der Kandidaten ausgerichtet. So stellte sich etwa Kalla als entscheidungsfreudiger Macher dar und versuchte auszunutzen, dass der Präsident als zögerlich gilt.
Yudhoyono kann aber noch eine weitere Trumpfkarte aus seiner Amtszeit ausspielen: Der Ex-General präsentierte sich als entschlossener Kämpfer gegen die stark verbreitete Korruption. Selbst dem Schwiegervater des Präsidentensohnes nutzten seine Verbindungen in die hohe Politik nichts. Aulia Pohan, der früher bei der Zentralbank tätig war, musste wegen Veruntreuung für viereinhalb Jahre ins Gefängnis.
Yudhoyono, der der säkularen Demokratischen Partei angehört, gilt als unbestechlich, ebenso sein Vizekandidat Boedino. Mit der Nominierung des Gouverneurs der Zentralbank grenzte sich Yudhoyono von mit ihm verbündeten islamischen Parteien ab, die einen religiösen Vizekandidaten gefordert hatten.
Generell versuchte keiner der Kandidaten durch religiös-fundamentalistische Sprüche bei den Wählern zu punkten. Ohnehin bevorzugt eine große Mehrheit der Indonesier einen moderaten Islam. "Mit Forderungen nach der Scharia lassen sich keine Wahlen gewinnen", sagt Erwin Schweisshelm, Leiter des Büros der deutschen Friedrich-Ebert-Stiftung in Jakarta, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". "Gleichzeitig ist es für keinen Politiker gut, anti-islamische Parolen zu unterstützen."