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Indra Nooyi: Mit Cola zum Erfolg

Von Katja Ridderbusch

Wirtschaft

Mächtigste Frau in der Geschäftswelt. | Pepsico-Gewinn verdoppelt. | Atlanta. Die Sache mit dem Mittelfinger hätte sie lieber lassen sollen. Damals, im Mai 2005, hatte Indra Nooyi vor Graduierten der Columbia University die Welt mit einer Hand und die Kontinente mit deren Fingern verglichen: Nordamerika sei der Mittelfinger, der eine hervorgehobene Rolle spiele, der aber, "wenn in unangemessener Weise gebraucht, auch Ärger bringen kann".


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Ärger gab es für Nooyi nach dieser Rede, ein Zornessturm im Cyberspace brach los: Konservative Blogger lasen aus Nooyis Vergleich zynischen Antiamerikanismus. Nooyis Arbeitgeber, der US-Getränke- und Lebensmittelgigant Pepsico, veröffentlichte schließlich eine Entschuldigung, und Nooyi selbst beteuerte ihre "Liebe zu dem gesegneten Land Amerika".

Der Rauch ist verzogen, die Rede liegt in den Archiven. Indra Nooyi (51) ist seit dem 1. Oktober 2006 Vorstandschefin von Pepsico. Vor einigen Tagen wählte sie das Fortune-Magazin zum zweiten Mal in Folge auf Platz eins der 50 mächtigsten Frauen in der Geschäftswelt. Sie ist die einzige Inderin an der Spitze eines börsennotierten US-Unternehmens. Seit ihrem Amtsantritt ist der Umsatz von Pepsico um 72 Prozent gestiegen, der Nettogewinn hat sich verdoppelt.

Indra Nooyi ist eine Frau mit vielen Gesichtern. Da ist das "poster child" des amerikanischen Traums: Ein Mädchen aus Madras, das in Kalkutta Wirtschaft studiert, zwei Jahre beim Pharmakonzern Johnson und Johnson arbeitet und mit 23 seine Heimat verlässt, um in Amerika sein Glück zu suchen.

Brillante Strategin

Mit einem Stipendium studiert Nooyi an der Yale School of Management. Bei ihrem Job als Rezeptionistin trägt sie Saris - nicht nur aus Nationalstolz, sondern auch, weil sie sich keine westliche Kleidung leisten kann. Doch sie ist zäh und nimmt Stufe um Stufe auf der Erfolgsleiter von Corporate America. Arbeitet bei der Boston Consulting Group. Martin Koehler, der Senior Partner der Unternehmensberatung in München ist und einst mit Nooyi zusammenarbeitete, erinnert sich, dass sie schon damals eine "brillante Strategin" war. "Ihre intellektuelle Power geht einher mit einem unbändigen Tatendrang." Nooyi hat Positionen beim Technologiekonzern ABB und dem Mobilfunkhersteller Motorola inne und wechselt 1994 zu Pepsico.

Und da ist die andere Indra Nooyi, die fröhlich das Image der blankpolierten Spitzenmanagerin konterkariert. Häufig trällert die 51-Jährige, die einst in einer Mädchenband E-Gitarre spielte, einen Popsong während der Arbeit. Sie liebt Baseball. Einer ihrer engsten Freunde, der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger, nennt sie "einen wilden Fan der New York Yankees". Und obwohl Nooyi, Mutter von zwei Töchtern, einen harten Führungsstil pflegt, kommt es vor, dass sie in einem Anfall von Herzlichkeit einen Kollegen umarmt, einfach so. Indra Nooyi ist ein bisschen anders, so schillernd wie ihre Saris, die sie bisweilen noch immer trägt, auch wenn ihr Gehalt mittlerweile Designer-Mode zulässt.

Erfolg misst sich bei Pepsico vor allem an dem Abstand zum ewigen Rivalen auf dem Markt der braunen Kultbrause: Coca-Cola. Jahrelang stand der Softdrinkgigant aus Atlanta unbestritten auf Platz eins. Im Jahr 2005 konnte Pepsi dann Coke überholen - und Indra Nooyi hat den Abstand weiter ausgebaut. Zuletzt lag Pepsico bei der Anzahl der Mitarbeiter, bei Umsatz und Nettogewinn vor dem Rivalen.

Neue Marken

Pepsico setzte auf Zukäufe und Fusionen, auf Diversifizierung und neue Portfolios, eine Firmenpolitik, die Nooyi als Finanzvorstand maßgeblich beeinflusste. Auf den Wachstumsmärkten Wasser und Fitnessdrinks hat Pepsi seinen Konkurrenten abgehängt. Zu lange hatte sich Coke an das traditionelle Brausegeschäft geklammert.

Nooyi sei, schreibt ein Fachmagazin, "im Schachspiel der Geschäftswelt den anderen immer ein paar Züge voraus". Und so ist Indra Nooyi auch als Krisenmanagerin auf einem Zukunftsmarkt gefragt: Im Vorjahr setzten einige Bundesstaaten in Indien den Verkauf von Pepsi und Coke wegen angeblicher Pestizidbelastung für mehrere Wochen aus. Das traf die Brausehersteller hart. Schließlich gilt Indien als einer der größten Wachstumsmärkte. Da können sich Nooyis Kontakte in die indische Politik als nützlich erweisen - solange sie nur den streitbaren amerikanischen Mittelfinger ruhen lässt.