Bei jedem technologischen Fortschritt müssen wir uns auch immer die Frage nach den Auswirkungen auf die Gesellschaft stellen.
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Der Standort Österreich hat in vielen Bereichen großes Potenzial. Dieses Potenzial müssen wir sichern, damit wir den Menschen in unserem Land auch künftig eine stabile Wirtschaft und einen starken Sozialstaat garantieren können.
In naher Zukunft wird sich - Stichwort Industrie 4.0 - das Wesen der Produktion von Gütern gravierend verändern. Die vierte industrielle Revolution ist gekennzeichnet durch individualisierte Fertigungsprozesse, durch eine starke Vernetzung unter den Maschinen beziehungsweise zwischen Maschinen und Werkstück sowie durch digitale Kopien von realen Fabriken, wo Entscheidungen simuliert und bewertet werden, bevor sie Realität werden.
Aus sozialdemokratischer Sicht können diese Veränderungen jedoch nicht als reines Mittel zum Zweck einer unreflektierten technischen Entwicklung begriffen werden. Bei jedem technologischen Fortschritt stellen wir uns auch immer die Frage nach den Auswirkungen auf die Gesellschaft - auf Arbeitszeit, auf Lebensumstände, auf das Sozialgefüge.
Wir betrachten die vierte industrielle Revolution nicht als rein technische Zäsur, sondern als soziale Herausforderung.
Dementsprechend waren Industrie 4.0 und die Frage, wie wir diese Zukunft gestalten wollen, auch Thema bei der letztwöchigen Frühjahrsklausur des SPÖ-Klubs. Zwei zentrale Fragen kristallisierten sich in den Expertenrunden und Diskussionen heraus: Wer wird in der geänderten Arbeitswelt den Sozialstaat finanzieren, also etwa Arbeitslosenversicherung, Pensions- und Krankenkassenbeiträge zahlen? Und: Wie lassen sich die neuen Anforderungen an die Arbeitszeiten in der Industrie 4.0 positiv gestalten?
Als Antworten wurden eine Verbreiterung der Bemessungsgrundlage für die Sozialversicherung - Stichwort Wertschöpfungsorientierung - und eine Verkürzung der Arbeitszeit diskutiert.
Wenn sich die Arbeitswelt - wie derzeit - massiv verändert und die Arbeitsformen noch flexibler werden, müssen die richtigen Weichen gestellt werden, damit sowohl die Wirtschaftskraft unseres Landes als auch der Wohlstand der Menschen gesichert bleiben. Wir müssen uns verabschieden von starren Modellen bei der Arbeitszeit und mehr Flexibilität walten lassen. Flexibilität auch aus Sicht der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen.
Die Forderung nach einer sechsten Urlaubswoche für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nach 25 Berufsjahren setzt genau hier an. Gerade wenn die Arbeitswelt immer komplexer und fordernder wird, kann es nicht immer nur um die steilere Karriere und mehr Lohn gehen. In unserer Hochleistungsgesellschaft sind die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bereit, oft viel mehr als acht Stunden am Tag zu leisten und bei Urlauben zurückzustecken - zum Wohl der Wirtschaft und der Unternehmen des Landes. Dafür muss es einen Ausgleich geben. Viele wollen und brauchen mehr Zeit für Familie, Freunde und Freizeit. Das ist nicht retro, das ist nicht von gestern, sondern es bedeutet, den Blick in die Zukunft zu richten, gleichzeitig das Ohr bei den Menschen zu haben und in dieser Kombination als Politik die richtige Antwort zu geben.