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Industrie hofft auf "goldenen Herbst"

Von Stefan Melichar

Wirtschaft

Auftragsbestände weiter rückläufig. | Derzeit wird aber noch expandiert. | Wien. Die heimische Industrie erwartet ein Abflauen der Wachstumsdynamik. Laut der am Donnerstag präsentierten Quartalserhebung der Industriellenvereinigung (IV) sind die Auftragsbestände zum dritten Mal in Folge rückläufig. Angesichts des "noch exzellenten derzeitigen Geschäftsganges" gehen die Unternehmen für die kommenden drei Monate zwar von einer weiteren Expansion ihrer Produktionstätigkeit aus, insgesamt zeigt das IV-Konjunkturbarometer aber nach unten (siehe Grafik).


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"Der Zenit ist deutlich überschritten", meint IV-Generalsekretär Markus Beyrer. Nach 18 Quartalen Konjunktur-Sommer müsse man nun für einen "goldenen Herbst" sorgen. Damit das Wachstum nicht allzu rasch nachlässt, seien "standortpolitische Signale" gefragt. Einmal mehr weist Beyrer auf einen Fachkräftemangel in Österreich hin. Er fordert die Öffnung des Arbeitsmarkts für Arbeitskräfte aus den osteuropäischen EU-Mitgliedsstaaten noch vor Ablauf der bis mindestens 2009 geltenden Übergangsfrist. Die Regelung, durch die seit 1. Mai dieses Jahres 800 Fräser, Dreher und Schweißer für 50 Monate nach Österreich kommen können, sei gut gemeint, aber zu bürokratisch, so Beyrer. In anderen Ländern würde Facharbeitern dagegen "der rote Teppich ausgerollt".

162 Ost-Facharbeiter

Beim mit der Umsetzung der entsprechenden Verordnung betrauten Arbeitsmarktservice (AMS) betont man, dass die betroffenen Betriebe mit dieser Regelung "sehr zufrieden" seien und auf eine Verlängerung derselben hoffen würden. Allerdings ist das zugelassene Kontingent noch lange nicht ausgeschöpft: Bis jetzt hat das AMS 162 Bewilligungen erteilt, 28 weitere dürften bald folgen.

Doch nicht nur der Fachkräftemangel bedroht laut IV die Konjunkturentwicklung. Hier kämen unter anderem auch hohe Rohstoffpreise und Zinsen zum Trage. Als "insgesamt größtes Standortproblem" bezeichnet Beyrer jedoch die Umweltschutzkosten, die Unternehmen in Österreich tragen müssten. Die Regierung habe in der Vergangenheit in punkto CO 2 -Einsparungen unerreichbare Ziele gesetzt - ein Fehler, der sich nicht wiederholen dürfe.

Flankenschutz erhofft sich die heimische Industrie von "weiterhin guten Konjunkturaussichten" bei wichtigen Handelspartnern wie der Schweiz oder Deutschland. Dies wirke, so die IV, "auftrags- und auslastungsstabilisierend".

Deutsche bleiben ruhig

Allerdings sehen auch deutsche Wirtschaftsforscher den Höhepunkt der Konjunktur bereits überschritten. Beunruhigend sei das aber noch nicht: Die derzeitigen Wachstumsraten in Deutschland seien nämlich nach wie vor noch hoch.