Unter den Top-Ten finden sich drei EU-Unternehmen. | China schraubt private Investitionen deutlich hoch. | Brüssel. Erstmals in diesem Jahrhundert überflügelt Europa in den industriellen Forschungaufwendungen die Vereinigten Staaten. Die USA erleiden in 2007 einen massiven Einbruch. Betrug der Zuwachs der Industrieforschung in den USA im Jahr 2006 noch rund 14 Prozent, sank er im Jahr 2007 auf 8,6 Prozent. Die Europäische Union (EU) schiebt sich mit 8,8 Prozent damit erstmals an die Weltspitze. Dies geht aus einer am Mittwoch in Brüssel erscheinenden Studie des Joint Research Centre (JRC) der EU-Kommission über weltweite Trends der Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen (FuE) in den letzten fünf Jahren hervor.
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Unter den 50 forschungsstärksten Unternehmen der Welt behaupten die USA mit 20 Unternehmen die Pole-Position knapp vor der EU mit 18. Weltweit hat Microsoft mit FuE-Aufwendungen von 5,58 Milliarden Euro in 2007 Pfizer (5,53 Milliarden Euro) vom Spitzenplatz verdrängt. Unter den Top Ten finden sich drei europäische, davon zwei deutsche Unternehmen: Auf Platz fünf Nokia (2006: Platz 14), Volkswagen auf Rang 9 (2006:14) und Daimler auf Platz 10 (2006: Rang 5). Runtergepurzelt ist Siemens auf Platz 22, das im Vorjahr noch Platz 8 belegte.
Europa darf sich nicht auf Lorbeeren ausruhen
"Die EU schließt zum ersten Mal in ihrer Geschichte die Investitionslücke in der Industrieforschung gegenüber den USA", unterstreicht EU-Forschungskommissar Janez Potocnik. Angesichts der aktuellen Finanzkrise dürfe sich Europa jedoch nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen. Die EU müsse, um auf den internationalen Märkten wettbewerbsfähig zu bleiben, sowohl in der Industrieforschung als auch bei den staatlichen Aufwendungen die Schlagzahl eher noch erhöhen.
Die FuE-Aufwendungen der europäischen Industrie stagnierten in der EU im Zeitraum von 2002 bis 2006 bei im Schnitt 54 Prozent während vor allem China die privaten Forschungsinvestitionen im gleichen Zeitraum von 60 auf 69 Prozent an den Gesamtforschungsleistungen steigerte.
Weltweit zeichnet sich unter den 2000 forschungsintensivsten Unternehmen ein anhaltender Anstieg bei den privaten FuE-Investitionen mit neun Prozent ab. (2006: 10 Prozent) 2004 waren es mit 4,8 Prozent die Hälfte der heutigen Aufwendungen.
Unter den EU-Staaten bestreitet Deutschland vom weltweiten Investitionsvolumen 10,9 Prozent der privaten Forschungsaufwendungen, gefolgt von Frankreich mit 6,7 und Großbritannien mit 5,2 Prozent.
Im Vergleich zu den USA, Japan und China konzentrieren sich die Forschungsschwerpunkte in der EU weiterhin auf die traditionellen Stärken der europäischen Industrie: 49 Prozent entfallen in der EU auf den Automobilbau, Elektrotechnik sowie Luftfahrt und Verteidigungsgüter. Investitionen in die Zukunftstechnologien Pharmazie und Biotechnologie machen hingegen in der EU weniger als 15 Prozent aus.
Auch in Computer- und Softwareindustrie sieht sich die EU mit unter 15 Prozent Industrieforschungsanteil gegenüber den USA stark im Hintertreffen. Die US-Industrie investiert in diese beiden Schlüsseltechnologiebereiche mehr als zwei Drittel ihrer Aufwendungen (2007: 65 Prozent).