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B&C beziffert Wert ihrer Beteiligungen mit mehr als zwei Milliarden Euro.
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Wien. Sie ist keine Heuschrecke, die Firmen kauft und kurze Zeit später wieder verkauft, um einen schnellen Schnitt zu machen. Sie sieht sich vielmehr als langfristigen Investor und als Partner für hiesige Industriebetriebe. Die Rede ist von der B&C Industrieholding, die neben der Staatsholding ÖIAG und der Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien als eine der größten heimischen Beteiligungsgesellschaften gilt. Den aktuellen Marktwert ihres Beteiligungsportfolios beziffert Holding-Chef Michael Junghans mit mehr als zwei Milliarden Euro.
Die B&C, deren Name ein Fantasiekürzel ist, kontrolliert derzeit drei börsenotierte Industrieunternehmen, und zwar den Faserhersteller Lenzing, die Semperit AG Holding, deren Töchter auf hochwertige Gummi-Produkte spezialisiert sind, und den Alu-Produzenten Amag (siehe Grafik). Kumuliert haben diese Konzerne 2012 mit insgesamt rund 16.500 Mitarbeitern 3,7 Milliarden Euro umgesetzt.
Daneben hält die B&C Minderheitsanteile an der Casinos-Austria-Tochter Österreichische Lotterien, am Gesundheitsdienstleister Vamed und am Stahlhändler VA Intertrading. Diese "historisch gewachsenen Beteiligungen" sollen auch künftig gehalten werden, so Junghans. Ein Verkauf sei daher kein Thema. Junghans: "Wir fühlen uns auch in Minderheitskonstellationen wohl."
Dass sich auch nicht-industrielle Beteiligungen in ihrem Portfolio finden, stört die B&C nicht weiter. Grundsätzlich sind ihre Aktivitäten als Investor aber auf Firmen im Industrie-Sektor ausgerichtet. Dort will die Holding auch in Zukunft die eine oder andere "Perle" erwerben.
Gut gefüllte Kriegskasse
Derzeit hat Junghans zwei bis drei Familienunternehmen im Visier, die jeweils mehr als 150 Millionen Euro Umsatz machen. Namen will der Holding-Chef aber keine nennen. Außerdem sei es momentan noch zu früh, um sagen zu können, dass die B&C schon in den nächsten drei bis sechs Monaten weitere Industriebeteiligungen erwirbt. Indes scheint ihre Kriegskasse gut gefüllt zu sein. Zwar "nicht locker, aber doch" könnte die B&C bis zu einer halben Milliarde Euro für weitere Zukäufe flüssigmachen. Laut Junghans liegt ihre Eigenkapitalquote bei 90 Prozent, ein ziemlich komfortabler Wert.
Aus dem Baugeschäft hat sich die B&C unterdessen zurückgezogen. Im vergangenen Jahr hat sie ihre Anteile an der Porr an eine Investorengruppe rund um Porr-Chef Karl-Heinz Strauss verkauft. Der Grund laut Junghans: "Das Baugeschäft ist eigentlich kein Industriezweig, sondern ein Gewerbe." Deshalb sei es für die B&C auch nie ein Thema gewesen, bei der Alpine einzusteigen.
2012 hat die B&C Gruppe unter dem Strich 134,1 Millionen Euro verdient, nach 180,2 Millionen im Jahr davor.
Mutter der B&C Holding ist die B&C Stiftung, die sich selbst gehört und deren Begünstigter die heimische Wirtschaft ist. Ein großer Teil der Erträge wird reinvestiert - eben in die Wirtschaft. Offizieller Zweck der Privatstiftung ist die Förderung des österreichischen Unternehmertums.
Begonnen hat die Geschichte der B&C im Jahr 2000. Die Bank Austria und ihre Tochter Creditanstalt hatten damals beschlossen, sich nur noch auf das Bankgeschäft zu konzentrieren. Deshalb gliederten sie ihre Industriebeteiligungen aus. Diese wurden in einem eigenen, außerhalb der Bank angesiedelten Konstrukt aus Stiftung und Industrieholding gebündelt. Wobei die Bank zunächst weiterhin die Genussrechte (95 Prozent der Erträge) hatte. Jahre später wurden diese dann von der B&C zurückgekauft - womit das Kapitel Industriebeteiligungen für die Bank Austria endgültig erledigt war. Schon in den 90er Jahren hatte deren damaliger Chef, Gerhard Randa, gesagt: "Eine Bank ist eine Bank, ist eine Bank . . ."