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Auf halbem Weg zwischen Hochkonjunktur und Rezession liegen derzeit Österreichs Industrieunternehmen laut der aktuellen Quartalsumfrage der Industriellenvereinigung (IV). Das "IV-Konjunkturbarometer", das sich aus der gegenwärtigen und der in sechs Monaten erwarteten Geschäftslage zusammensetzt, signalisiert gegenüber der Dezember-Umfrage eine Verschlechterung um 11,6 Punkte.
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Von einem "Crash-Szenario" sei man zwar weit entfernt, die internationale Konjunkturabschwächung, ausgehend von den USA, sei aber nicht wegzuleugnen. Aus diesem Grund werde die Wachstumsrate der österreichischen Industrie von über 8% im Vorjahr heuer auf 4% zurückgehen, so der Leiter des Bereichs Industriepolitik und Ökonomie in der IV, Erhard Fürst, bei der Präsentation der Ergebnisse.
Per Saldo schätzen mit Ausnahme der Papierindustrie alle Industrie-Branchen ihre Auftragsbestände positiv ein. Während sich aber bei der Bauindustrie, der Nahrungs- und Genussmittelindustrie, bei Eisen- und Metallwaren, Maschinen- und Stahlbau sowie Textil signifikante Verschlechterungen abzeichnen, meldet die Papierindustrie bereits eine Trendumkehr. Kritisch äußert sich IV-Generalsekretär Lorenz Fritz zur Entwicklung der "Aktie" der sogenannten "Österreich AG". Deren Kurs fiel von zuletzt 151 Euro auf nunmehr 127 Euro. Als Ursachen ortet Fritz neben der gebremsten Konjunktur die Streitigkeiten um die Verwaltungsreform, aber auch Standortbedingungen und eine negativere Beurteilung der politischen Lage.
Prognosen für das Jahr 2002 werden durch die zu erwartende divergierende Wirtschaftssituation weltweit und besonders im EU-Raum erschwert. Während in den USA die Erholung schon wieder im 2. Halbjahr 2001 einsetzen sollte, dürfte Deutschland als Österreichs Haupthandelspartner weiter an seiner Wachstumsschwäche laborieren. Bereichsleiter Fürst kritisiert in diesem Zusammenhang die Politik der Europäischen Zentralbank. Diese habe "durch Nichthandeln" die Erwartungen der Finanzmärkte hinsichtlich einer Zinssenkung massiv enttäuscht. Deutsche Wirtschaftsforschungsinstitute erwarten 2,1% BIP-Zuwachs für 2001, der Internationale Währungsfonds nur mehr 1,9%. Andere EU-Länder wie Irland, Finnland, Niederlande oder Spanien könnten aber ihre Motorfunktion für die europäische Wirtschaft verstärken. Für den Euro-Raum rechne die OECD mit 2,7% realem Wachstum und die deutschen Institute mit 2,6%.
IV beharrt auf KöSt.-Senkung
Nicht aufgeben will die IV ihre Wünsche an den Finanzminister. Neben der Senkung des Körperschaftssteuersatzes (KöSt) von derzeit 34% auf unter 30% erwarte die Industrie im Zusammenhang mit einer Steuerreform 2003 eine deutliche Entlastung bei den Lohnnebenkosten, erinnert Fritz. Nicht zuletzt strebe die IV auch eine Gruppenbesteuerung an. Steuerleistungen von Auslandstöchtern sollen bei der inländischen Mutter absetzbar sein. Nicht vom Tisch sind für die IV die Rücklagen der Nationalbank. Im Rahmen des "Reformdialog vier" im Mai soll über eine Nationalstiftung geredet werden, bei der es vor allem um die Forschungsdotierung von 7 Mrd. Schilling geht. Zu einer "operierenden Stiftung" würde auch die Industrie ihren Teil beitragen, verspricht Fritz.