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+++ Mozarteum-Rektor: Österreich ist Billigbieter für Bildung. | Finanziert Bund Tiroler Prestigeprojekt? | Salzburg. In einem offenen Brief hat Roland Haas, der Rektor der Salzburger Universität Mozarteum, an den Tiroler Landeshauptmann Herwig van Staa die Frage gerichtet, warum Tirol bei seiner Planung einer Kunstfakultät nicht mit dem Mozarteum zusammenarbeite.
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Im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" betont Haas die gute Kooperation des Mozarteums mit dem Konservatorium in Vorarlberg und die bisherigen Leistungen der Mozarteum-Außenstelle in Tirol. Er habe nichts gegen eine neue Kunsthochschule, wenn sie sich neuen Kunstrichtungen widme. Doch eine Kunstfakultät, die "genau das Gleiche" wie bisher das Mozarteum anbiete, laufe auf eine Schwächung des Mozarteums hinausund koste es eventuell auch Bundessubventionen. Darunter würde aber auch die Qualität in Salzburg leiden.
Haas sieht als Folge des Universitätengesetzes 2002 (UG 2002) eine "Inflation von Kunstuniversitäten", die anscheinend zur Prestigesache der Länder geworden seien. Während aber Wien und Oberösterreich ihre Kunsthochschulen aus Landesmitteln finanzieren, wolle sich Tirol das Geld direkt vom Bund und damit aus dem allgemeinen Budget der Universitäten holen. Deshalb sei dort keine eigenen Kunstuniversität, sondern eine Kunstfakultät an der Innsbrucker Universität geplant. Dabei, so Haas, beklage deren Rektor Manfried Gantner als stellvertretender Vorsitzender der Rektorenkonferenz seit Monaten die schlechte budgetäre Lage der Universitäten.
Wie hoch gerade die Kosten einer Kunsthochschule sind, verdeutlicht Haas am Beispiel des Mozarteums. Es hat nur ein Zehntel der Studierenden der Universität Salzburg, aber ein fast halb so großes Budget. Und in den künstlerischen Fächern profitieren davon weitgehend Ausländer. So wurden heuer an der Klavierabteilung 14 Studierende aufgenommen, 13 davon kamen aus Asien, kein einziger aus Österreich. Die im internationalen Vergleich relativ niedrigen Studiengebühren machten das Land für ausländische Studierende attraktiv: "Österreich ist ein Billigbieter für Bildung geworden - die Universitäten stöhnen aber unter dem verordneten Sparkurs des Ministeriums."
Haas versteht nicht, dass das Mozarteum in die Tiroler Pläne nicht einbezogen wird. In Innsbruck eine neue Ausbildung für Musik, Kunst und Werkerziehung auf die Beine zu stellen, könne nur teuer werden und zersplittere die Kräfte. Die Qualität werde dabei nicht besser.
Die Zeit drängt
Der Mozarteum-Rektor sieht eine "natürliche Frist" für die Konkretisierung der Pläne. Denn im Frühjahr 2006 stehen die Gespräche für die Leistungsvereinbarungen zwischen dem Bildungsministerium und den einzelnen Universitäten für die Jahre 2007 bis 2009 an. Dann werden auch die Budgets erstellt.
Natürlich begrüßt Haas, dass Österreich viel in die Kunstausbildung investiert. Auch Absolventen, die später nicht künstlerisch tätig werden, bekommen etwas Wesentliches für ihr Leben mit. Die strenge Auslese an den Kunsthochschulen, die nach dem EuGH-Urteil nun auch andere Studien erfasst, sieht er als Herausforderung an eine verantwortungsvolle Bildungspolitik, sich zu überlegen, was sie wirklich wolle. "Das Bildungsangebot sollte schlanker, entschiedener werden", fordert er. In anderen Ländern sei ein niedriger Hochschulabschluss (Bachelor) das Übliche, höhere Grade erstreben und erreichen, weil hohe Studiengebühren oder (für Stipendien) exzellente Leistungen gefordert werden, nur wenige.
Das Mozarteum hat vorige Woche seinen Entwicklungsplan für die nächsten Jahre präsentiert und sieht ihn als "Meilenstein". Die Hochschule "bleibt in allen gewachsenen Abteilungen erhalten. 85 Prozent der Mittel fließen in die Musikausbildung, zwölf Prozent in Schauspiel, Bühnenbild, Kunst- und Werkerziehung, drei Prozent in die Wissenschaft", führt Haas aus. Die einzelnen Abteilungen haben sich verpflichtet, stärker zu kooperieren.