Experten: Höhere Zinsen nicht vor 2012. | Sparbuch weiter top, gespart wird aber weniger. | Wien. Morgen, Freitag, ist Weltspartag. Nach jüngsten Umfragen haben etwas mehr als eine Million Österreicher vor, in ihre Bankfiliale pilgern, um dort nicht nur Geschenke abzuholen, sondern - der Tradition folgend - vor allem Geld aufs Sparbuch zu legen. Aber zahlt sich diese Form des Sparens derzeit überhaupt aus? Ist es ein gutes Geschäft? Um die Antwort vorwegzunehmen: nicht wirklich. | Aus globaler Perspektive wird viel zu viel gespart | Die Österreicher sitzen auf 447 Milliarden Euro
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Denn viele "Sparefrohs" müssen sogar kleinere Verluste auf ihre Einlagen in Kauf nehmen, weil die Sparzinsen momentan historisch tief sind und die Inflation gnadenlos mehr als die mickrigen Netto-Erträge auffrisst. Gut - und das immer - fährt nur der Staat, der über die Kapitalertragssteuer ein Viertel von den Brutto-Erträgen kassiert.
Aktuell geht die Inflationsrate in Österreich in Richtung 2 Prozent. Wer sein Spargeld nur kurz bindet, hat daher unterm Strich reale Verluste, weil die Sparzinsen generell unter der Inflationsrate oder - was auch zu wenig ist - knapp darüber liegen. Nur bei längeren Laufzeiten von drei Jahren und mehr zahlen die heimischen Banken etwas höhere Zinsen. Aber auch im besten Fall sind es nicht mehr als 3 Prozent.
"Des Kreditnehmers Freud"
Sparbücher und Sparkarten werfen also wenig bis nichts ab und - im Verlustfall - weniger als nichts. Zur Illustration: Bei täglich fälligen Einlagen sind 1,75 Prozent Zinsen das höchste der Gefühle, bei zwölf Monaten sind es bis zu 2,0 Prozent und bei zwei Jahren Bindungsdauer maximal 2,5 Prozent. Wobei vor allem die großen und relativ sicheren Geldinstitute wie Bank Austria, Erste Bank und Raiffeisen meist deutlich weniger zahlen und hier eher Autobanken, kleine Institute und Online-Banken im Spitzenfeld liegen.
Dass sich die Zinsspirale schon bald wieder zu drehen beginnt, halten Finanzexperten derzeit für nicht sehr wahrscheinlich. Einige glauben sogar, dass die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins - daran orientiert sich die Zinspolitik der Geschäftsbanken - nicht vor 2012 anheben wird. "Des Sparers Leid, des Kreditnehmers Freud", sagen Bankleute. Schuldner leben derzeit wegen der tiefen Zinsen demnach besser als Sparer. Die EZB will damit erreichen, dass wieder mehr Geld ausgegeben wird, damit die Konjunktur in die Gänge kommt.
Die Sparquote sinkt wieder
Laut Nationalbank ist den Österreichern das Sparbuch trotzdem nach wie vor die liebste Geldanlage - vor dem Bausparen, der Lebensversicherung, Wertpapieren und Fonds. Das hat mit der Einfachheit des Produkts zu tun, vor allem aber auch damit, dass auf Sicherheit besonderer Wert gelegt wird, wie es bei den Banken mit Hinweis auf die Einlagensicherung heißt. Im Besitz eines Sparbuchs sind 83 Prozent der Österreicher. Die gesamten Spareinlagen betrugen zuletzt 205 Milliarden Euro.
Dennoch: Zum Sparen weggelegt wird jetzt weniger als in den beiden Krisenjahren, als es um den sogenannten Notgroschen gegangen war. Hatte die Sparquote 2008 noch 11,8 Prozent und 2009 11,1 Prozent des verfügbaren Einkommens betragen, sank sie heuer bis Ende Juni - nicht zuletzt wegen der wenig attraktiven Zinsen - auf 9,6 Prozent. Im europäischen Vergleich ist Österreich damit aber noch immer top. EU-weit liegt die Quote bei 7,6 Prozent.
Wissen
Alle Jahre gibt es ihn wieder: den Weltspartag. Traditionell wird er stets an einem Tag in der letzten Oktoberwoche begangen. Per Beschluss ins Leben gerufen wurde der Weltspartag von der Weltvereinigung der Sparkassen im Oktober 1924 beim 1. Internationalen Sparkassenkongress in Mailand. Vertreter aus 29 Ländern hatten sich damals darauf geeinigt, mit diesem Tag den Gedanken des Sparens weltweit im Bewusstsein zu halten und so auf die Bedeutung für die Volkswirtschaft und den Einzelnen hinzuweisen. Der erste Weltspartag fand am 31. Oktober 1925 statt.
Allgemein wird der Weltspartag am 31. Oktober begangen. So auch in Österreich - fällt der Tag aber auf ein Wochenende, wird er auf den letzten Werktag davor verschoben. Heuer findet er demnach schon am 29. Oktober statt.
Anlässlich des Weltspartages verteilen die Banken und Sparkassen vielfach kleine Werbegeschenke - unter anderen auch Sparbüchsen zur Sparerziehung der nachwachsenden Generation. Gefüllte Büchsen werden an diesem Tag auch besonders gern zur Leerung zu den Kreditinstituten gebracht, um auf dem Sparkonto deponiert zu werden.